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Wie wirkt sich das Wetter auf den Bierkonsum aus?

apa/dpa/Charlotte Bristot
Meine Kollegen aus dem Chronikressort hatten die gute Idee, die vor zehn Tagen zu Ende gegangene Hitzewelle in Zahlen zu dokumentieren. Zehn Prozent mehr Strom wurde während der heißesten Tage verbraucht – vermutlich, um Klimageräte zu betreiben, schrieben sie. 522.060 Kubikmeter Wasser seien pro Tag verbraucht worden. Und der Austria Presse Agentur hatten sie entnommen, dass man die Körpertemperatur temporär um ein Grad senken könnte, wenn man einen Liter neun Grad kühles Bier trinkt. Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich wahr ist – aber das Ersuchen der Kollegen ging auch nicht exakt in diese Richtung. Lieber wollten sie, dass ich mich in Brauereien umhöre, ob diese hohen Temperaturen nicht einen höheren Bierabsatz bedeuten (es könnte ja sein, dass viele, viele Menschen den Versuch unternehmen, ihre Körpertemperatur um ein Grad zu senken) – vielleicht gäbe es ja konkrete Zahlen.

Diese gibt es nicht

Und selbst wenn, sie würden nicht zum gängigen Hitze-Bild passen, dass Bierverbrauch und Thermometer etwa parallel ansteigen. Zwar meint der Wiener zu wissen, dass es „30 Krügerln in Schatten“ habe, wenn das Thermometer 30 Grad zeigt, und 32, wenn das Thermometer bei der Marke 32 ankommt. Aber das spiegelt sich im Bierverbrauch keineswegs wider.

Die Brauereien sind jedenfalls sehr zurückhaltend. Bei der BrauUnion wurde mir beschieden, dass derzeit eine „silent period“ verordnet sei, in der das Unternehmen überhaupt nichts bekannt geben möchte. Von Mitarbeitern war zwar zu hören, dass der Vertrieb in den heißesten Sommertagen „sehr fleißig“ sein müsste, aber das sagt nicht viel. Der Ottakringer-Sprecher Thomas Sautner ist deutlich gesprächiger, hat aber auch keine Zahlen: „Du weißt ja, wie das ist, wenn es ganz heiß ist: dann trinken die Leute eher Wasser als Bier.“ Und da hat Ottakringer mit der Vöslauer Marke sicher ein paar extrem gute Tage erlebt – womöglich war der Fleiß der BrauUnion-Leute ja auch eher auf die Marke Gasteiner bezogen als auf die Biermarken?

Ich erinnere mich eines Gesprächs mit Karl Kolarik, Budweiser-Importeur und Schweizerhaus-Besitzer. Er hat jahrelange Erfahrung damit, dass die Österreicher bei Temperaturen jenseits der 25 Grad eher ins Bad als in den Biergarten gehen und bei Temperaturen jenseits der 30 Grad überhaupt die Lust verlieren, das Haus zu verlassen. (Das hatten auch meine Kollegen in der Chronik-Redaktion herausgefunden: Sie zitierten eine Umfrage, der zufolge 81 Prozent die Arbeitsmoral bei Hitze sinken sehen und 78 Prozent bei Hitze aufgeschlossener für Sex werden.

Und dafür ist der Biergarten ein schlechter Platz, der dient allenfalls der Anbahnung. Aber das passiert offenbar bei niedrigeren Temperaturen.

Biergartenwetter, das wurde einmal definiert als ein Wetter, bei dem es um 21 Uhr noch etwa 21 Grad hat. Da kann man unbeschwert ohne Jacke im Freien sitzen und eine Maß trinken. Wird es heißer, fürchten viele, von einem Liter Bier bereits umzukippen. In den nächsten Tagen könnte man, wenn die Wetterprognosen halten, die Probe aufs Exempel machen. (Conrad Seidl)