Hamburg - Temperaturanstieg mit noch ungeklärten Implikationen: Das Wasser am Boden des Südatlantik wird nach
einer Langzeitstudie deutscher und russischer Wissenschafter immer
wärmer. Seit fast vier Jahrzehnten fahren die Meeresforscher zu
Temperaturmessungen in den Südatlantik. In dieser Zeit erwärmte sich
das kälteste Wasser der Tiefsee dort von weniger als 0,18 Grad auf
mehr als 0,22 Grad Celsius. "Das mag vernachlässigbar klingen, hat aber einen deutlichen
Einfluss auf die Dichte des transportierten Wassers", sagte
Studienmitautor Walter Zenk vom Kieler Leibniz-Institut für
Meereswissenschaften am Freitag. Die Wassermassen seien Teil einer
globalen Ozeanzirkulation, die langfristig Wirkungen auf das Klima
habe.
Offene Fragen
Es sei allerdings noch unklar, wo die Erwärmung der Tiefsee ihren
Ursprung habe und wie sie sich langfristig auf die globale
Ozeanzirkulation auswirke, schreiben die Wissenschafter im
Fachjournal "Geophysical Research Letters" (Bd. 34, S. L14607). "Aus
den vorliegenden Daten können wir nicht klar sagen, ob dies Teil
einer langen natürlichen Schwankung ist oder sich vielleicht hier
schon die Klimaerwärmung zeigt", erläuterte Zenk. Letzteres wäre
möglich, denn das Wasser benötigt nur einige Jahrzehnte, um von der
Oberfläche in der Antarktis bis an die Messstelle in der Tiefsee
abzusinken.
"Bemerkenswert an den von uns und unseren Kollegen in über 35
Jahren gesammelten Daten ist, dass die Temperatur in diesen Tiefen
systematisch ansteigt", sagte Zenk. Mit dem "Fiebermessen" an
Schlüsselstellen der Weltmeere wollen Ozeanographen mögliche
Veränderungen in den Meeresströmungen relativ rasch erkennen. (APA/dpa)