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Seit 26. Juli im Kino "DIE SIMPSONS DER FILM"

Foto: Archiv
Homer Simpson aus Springfield hat�s nicht leicht. Nicht nur in seinem TV-, nein, auch im Spielfilmleben verfolgt ihn bei seinen Versuchen, die Welt zu retten, das Unglück auf Schritt und Tritt. Zum Beispiel in Form einer Abrissbirne, die den kleinen gelben Kerl an Mauern zu zerquetschen droht.

Rettung

Doch für die (Ehren-)Rettung der Comic-Kultfigur ist bereits gesorgt. Auch Dank einer kleinen, kreativen Firma aus Österreich, die Homer hilft, sich � spielerisch � zur Wehr zu setzen. Zum Beispiel mit einer Abrissbirne.

�Es sollte ein Wrecking Ball (Abrissbirne) vorkommen�

Doch von Anfang an: Im Jänner dieses Jahres klingelt das Telefon bei Root9 Medialab in Wien-Donaustadt. Am fernen anderen Ende der Leitung ist ein Mitarbeiter der US-Filmgesellschaft 20th Century Fox. Sein Begehr: Online-Spiele zum ersten Simpsons-Kinofilm, zeitgerecht zum Filmstart (der diese Woche erfolgte). Eine der wenigen Vorgaben: �Es sollte ein Wrecking Ball (Abrissbirne) vorkommen�, erinnert sich Kerstin Seper, die Kommunikationsfrau des Root9-Teams im Gespräch mit dem Standard.

Warum 20th Century Fox ausgerechnet die österreichische Spiele- und Multimediaschmiede angerufen hat? �Ohne angeben zu wollen, aber irgendwie gehören wir in diesem Segment international zu den Besten�, antwortet Geschäftsführer Klaus Hartinger mit einem Grinsen auf den Lippen.

Kreativ

Root9 gibt es als Firma zwar erst seit einem Jahr, der Ausstoß an größeren und kleinen Projekten seither zeugt von umtriebiger Kreativität: Aus ihrer �Werkstatt� stammt beispielsweise die Gratis-Schulplattform Education-Server, der Singstarcontest 2007 des Club Raiffeisen, die Communitysite JobWohnen.at oder Frog9, ein Web-2.0-Service, das Internet_usern leicht zu bedienende Applikationen für einen professionellen Webauftritt bietet. Quasi nebenher wird an Video-Applikationen für MTV.com oder TV-Formaten wie ProSiebens �Germany�s next Topmodell� oder �Popstars� gearbeitet.

Und dann war da noch in �grauer Root9-Vorzeit� das Onlinespiel �Yeti�, das ebenfalls vom Team um Klaus Hartinger aus der Taufe gehoben wurde. Der Name Root9 (englisch für Wurzel aus 9, also drei) vereint die drei Firmeninhaber � neben Hartinger sind das Tina Sonvila und Christian Hilgert, �einer der besten Flash-Programmierer, die es gibt�, ist Seper überzeugt.

Wir können uns die Aufträge aussuchen

�So jung und klein wir als Firma sind, können wir uns die Aufträge mittlerweile aussuchen�, sagt Hartinger. Angenommen wird nur, was einerseits eine echte Herausforderung darstellt und andererseits Spaß macht. Wie etwa der Simpsons-Auftrag, der insgesamt drei Spiele umfasste.

�Die Herausforderung hierbei war, dass der Film in 2D ist, unsere Spiele jedoch dreidimensional gestaltet sind�, erzählt Hartinger. �Wir mussten daher alle Figuren nachbauen, da die 2D-Vorlagen nicht verwendbar waren.� Damit der Schwierigkeiten nicht genug. �Die 20th-Century-Leute waren zwar immer sehr höflich, aber auch sehr pingelig�, erinnert sich Seper. Zudem mussten die Entwürfe dem Team um Simpsons-Erfinder Matt Groening zur Begutachtung vorgelegt werden. Zumindest als das Spiel fertig war, soll dieser sich königlich darüber amüsiert haben.

Nackt

Die Spiele � außer �Wrecking Ball� noch �Nakedskate� mit dem (klarerweise nackten) Simpsons-Sprössling Bart auf dem Skateboard; ein Game mit Tochter Lisa folgt in Kürze � mögen auf den ersten Blick recht simpel anmuten. �Wir gestalten unsere Spiele aber bewusst nicht kompliziert, sie sollen kurzweilig sein und einem möglichst breiten Publikum Spaß bereiten�, sagt Hartinger. Im Internet kursieren bereits die ersten Fan-Sites, die über die besten Spieletipps diskutieren.

Keine einschlägige Ausbildung

Auch wenn sich das Root9-Team � keiner davon verfügt übrigens über eine �einschlägige� Ausbildung, sprich ein IT-relevantes Studium � über Aufträge von außen sehr freut, die Eigenkreationen sollen auch weiterhin nicht zu kurz kommen. In den kreativen Köpfen wuselt es nur so von Ideen. �Zum Beispiel die einer Spieleseite für Kinder, die noch nicht lesen können�, deutet Hartinger an. Der unbändige Kreativdrang ist auch der Grund, warum Root9 ohne Fremdkapital gegründet wurde. �Venture Capitalists sind letztlich doch mehr an Hard Facts wie Geldverdienen denn an echter Kreativität interessiert�, findet Hartinger. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 28. Juli 2008)