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Greg LeMond

Foto: APA/AP/Dwyer

New York - Der dreifache Tour-de-France-Sieger Greg LeMond hat sich am Donnerstag von den Doping-Skandalen rund um die laufende Frankreich-Rundfahrt wenig überrascht gezeigt. "Wenn man die Geschwindigkeit anschaut, mit der einige Fahrer die Berge hinaufklettern, ist das keine Überraschung", meinte der 46-jährige US-Amerikaner. "Sie fahren genauso schnell oder sogar noch schneller als in der Ära Pantani."

Als "wirklich schockierend" bezeichnete LeMond allerdings die Beziehung, die zahlreiche Profis noch immer mit den mutmaßlichen Doping-Ärzten Michele Ferrari (ITA) und Eufemiano Fuentes (ESP) pflegen. Der Tour-Sieger von 1986, 1989 und 1990 sieht sogar eine Abhängigkeit. "Die Fahrer denken, dass sie ohne sie gar nicht mehr im Ziel ankommen können."

"Man müsste auch andere Fahrer bestrafen"

Im Fall des aus der Rundfahrt genommenen Leaders Michael Rasmussen glaubt LeMond, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. "Wenn man Rasmussen bestraft hat, dann müsste man auch andere Fahrer bestrafen, gegen die die Beweislast viel erdrückender ist", meinte der Ex-Profi, der 1983 und 1989 Straßenweltmeister wurde. "Es ist nicht normal, dass andere so einfach davonkommen. Die Fahrer selbst können abschätzen, wann gedopt wird und wann nicht."

LeMond führte als illustrierendes Beispiel den neuen Tour-Führenden Alberton Contador an. Der Spanier war im Vorjahr im Rahmen der "Operacion Puerto" auf der Kunden-Liste von Fuentes aufgetaucht und von der Teilnahme an der Frankreich-Radrundfahrt ausgeschlossen worden. "Heute fährt er mit Rasmussen über die Berge. Beide haben den gleichen Stil. Beide sind genauso schnell wie Pantani damals. Das ist doch unglaublich", betonte LeMond.

"Derzeit gibt es noch zu viele Maschen im Netz"

Er wolle Contador nicht verurteilen, doch wenn man Rasmussen bestrafe, dann müsse man sich auch dessen Konkurrenten genauer anschauen. Rasmussen war am Mittwoch nach seinem Tagessieg auf der wahrscheinlichsten schwersten Etappe auf dem Col d'Aubisque als überlegener Tour-Leader von seinem Team Rabobank aus dem Rennen genommen und suspendiert worden. Der Däne hatte mehrfach einen falschen Aufenthaltsort genannt und sich dadurch Dopingkontrollen entzogen.

LeMond schlug vor, vorerst kein Gelbes Trikot mehr zu vergeben. "Das wäre zumindest eine Geste. Um langfristig Transparenz zu schaffen, bräuchte man eine eigene Struktur - ähnlich der WADA, aber nur für den Radsport", erklärte der US-Amerikaner. "Derzeit gibt es noch zu viele Maschen im Netz. Solange sich die Kontrollmethoden nicht ändern, wird sich auch das Verhalten der Sportler nicht ändern." LeMond kritisierte etwa, dass unmittelbar vor dem Start einer Etappe nicht kontrolliert wird.

"Entweder Floyd ist völlig naiv, oder er ist total unehrlich"

Besonders schlecht zu sprechen ist LeMond auf seinen Landsmann Floyd Landis, der im Vorjahr nach seinem Tour-Gesamtsieg des Testosteron-Dopings überführt worden war. Seither schwelt ein Rechtsstreit, in den auch LeMond hineingezogen worden ist. Der ehemalige Tour-Sieger gab im Zeugenstand sogar an, dass ihn ein Landis-Manager durch Erpressung von einer Aussage hatte abhalten wollen.

"Entweder Floyd ist völlig naiv, oder er ist total unehrlich, wenn er sagt, dass es im Radsport keine Doping-Kultur gibt", versicherte LeMond. "Wenn ich daran denke, dass er sich damit verteidigt hat, dass seine Proben vom französischen Labor unsachgemäß ausgewertet worden seien, und dass es die Franzosen auf ihn abgesehen hätten, so kann ich das einfach nicht glauben." Wie so vieles im Radsport.(APA/AFP)