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US-Präsident Bush (Mitte) joggt für die Medien mit zwei Kriegsveteranen. Im Irak und in Afghanistan wurden nach offiziellen Angaben seit 2001 mehr als 28.000 Soldaten verwundet.

Foto: Reuters/Downing
Eine umfassende Reform der Versorgung von Kriegsveteranen fordert eine US-Kommission in ihrem aktuellen Bericht. Ehemalige Soldaten im Irak und in Afghanistan werfen der Regierung mangelnde Unterstützung vor und klagten.

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Washington – Es gibt einen guten Grund für die ausgedehnte Jogging-Runde, die US-Präsident George W. Bush mit den Army-Soldaten Neil Duncan und Max Ramsey am Mittwoch durch den Park des Weißen Hauses in Washington drehte: Die Männer sind Veteranen, beide kehrten aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak schwerversehrt in die USA zurück.

Wieso sich der Präsident so demonstrativ um die Kriegsheimkehrer bemüht, ist klar: Die nach einem Skandal um die schlechte medizinische Versorgung von US-Veteranen von ihm eingesetzte Kommission veröffentlichte am Mittwoch ihren Abschlussbericht und fordert darin eine umfassende Reform des militärischen Gesundheitswesens.

Für den auf Grund seiner umstrittenen Irakpolitik ohnedies politisch angeschlagenen Bush kommt der Bericht zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Erst am Montag hatten Verbände von Irak- und Afghanistan-Veteranen im Namen „hunderttausender Soldaten“ eine Sammelklage gegen die Regierung eingebracht. Diese leiste nicht genügend medizinische und finanzielle Unterstützung, so die Anschuldigung. Manche der Kriegsteilnehmer müssten bis zu zehn Jahre warten, bis ihre Ansprüche geklärt seien. Das verstoße gegen die Verfassung, sagen die Veteranenverbände.

In die Kritik geriet die Versorgung der US-Soldaten bereits im Februar dieses Jahres, eine Reportage der Washington Post über das Walter Reed- Militärhospital hatte den Stein ins Rollen gebracht: Verwundete wurden dort demnach in Zimmern mit verschimmelten Wänden untergebracht, Ungeziefer bevölkerte das Gebäude.

Die eingesetzte Kommission fordert in dem Bericht, der sich auf Interviews mit mehr als 1700 verwundeten Soldaten stützt, nun vor allem eine bessere Betreuung bei mentalen Erkrankungen, wie dem so genannten Posttraumatischen Stresssyndrom, an dem viele der Kriegsheimkehrer leiden. Aber auch eine verstärkte Unterstützung der Angehörigen der Soldaten sei nötig. Die Kriegsteilnehmer „verdienen bestmögliche Hilfe“, kommentierte US-Präsident Bush den Bericht und sagte zu, die Empfehlungen so schnell als möglich umzusetzen. Sollten sich die Zustände nicht bald verbessern, fürchten Veteranenvertreter eine neue Generation arbeits- und obdachloser Veteranen und einen Anstieg des Alkohol- und Drogenkonsums. (chs, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2007)