Das Wiener Museum für Völkerkunde setzt mit seiner aktuellen Ausstellung Benin - Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria einen Meilenstein bezüglich der Geschichte des (immer noch existierenden) Königreichs Benin. Die auf dem afrikanischen Kontinent wegen ihrer ästhetischen und technischen Perfektion einmaligen Kunstwerke aus Benin sind von Museen und Sammlern, auch wegen ihrer rituellen und archivarischen Qualität, besonders begehrt. Insbesondere die ab dem 16. Jahrhundert im Auftrag des Königs gegossenen Bronze-Reliefplatten und Gelbguss-Königsköpfe, die wichtige Ereignisse festhielten.
Auch die beschnitzten Elfenbeinobjekte bestechen durch ihre handwerkliche und künstlerische Meisterschaft. Die meisten der auf 3000 bis 4000 Stück geschätzten Kult- und Kunstobjekte Benins wurden 1897 von den Engländern geraubt, nach London gebracht und nach Europa und in die USA verkauft. Im Handel zirkulieren seit den 1930er-Jahren nur wenige spektakuläre Stücke. Die meisten Meisterwerke befinden sich in Museen. Von dort gelangen aber einige auf Auktionen.
Benin bestand seit dem 12. Jahrhundert als autonomes, hierarchisch strukturiertes Königreich. Die Portugiesen landeten 1472 an der Küste von Benin. Später kamen die Engländer, Niederländer und Franzosen, für die Benin ein wichtiger Handelspartner wurde. Benin lieferte Pfeffer, Elfenbein, Textilien und Sklaven im Tausch gegen Kupfer, Messing und Waffen.
Bis 1897 gelang es den Königen von Benin, ihr kleines Land unabhängig zu verwalten. Die Briten zerstörten 1897 die Stadt und den Königspalast und raubten die Kunstschätze, deren Restitution der amtierende König Oma N'Oba Erediauwa im Mai in Wien reklamierte. "Es war sehr mutig, diese wissenschaftlich und pädagogisch phänomenale Ausstellung zusammenzustellen. Und zwar auch wegen der heiklen Restitutionssituation", meint Tim Teuten, Leiter des Tribal Art Departments von Christie's. Denn Barbara Plankensteiner, der verantwortlichen Kuratorin, ist es erstmals seit 110 Jahren gelungen, dreihundert Benin-Objekte aus diversen Museen zu vereinen.