Bild nicht mehr verfügbar.

Weiter bangen um das Schicksal der 22 Geiseln. Die Taliban verlängerten erneut ihr Ultimatum.

Foto: AP /Ahn Young-joon
Ghasni - Der Nervenkrieg um 22 in Afghanistan verschleppte Südkoreaner geht in eine neue Runde. Die radikal-islamische Taliban ließ am Freitag erneut ein Ultimatum verstreichen, ohne ihre Morddrohung gegen die Geiseln wahrzumachen.

Nach Ablauf der Frist erklärten ein Vertreter des afghanischen Innenministeriums und ein Taliban-Sprecher, die Südkoreaner seien am Leben. "Die Gespräche gehen weiter", sagte der Taliban-Sprecher. Ein weiteres Ultimatum werde vorerst nicht gestellt. Die Taliban fordern die Freilassung von acht inhaftierten Gesinnungsgenossen.

Geisel fleht um Hilfe und Freilassung

Eine der südkoreanischen Geiseln hat in einem Telefoninterview eindringlich um Hilfe sowie Freilassung gefleht. Der US-Sender CBS News verbreitete am Donnerstag ein aufgezeichnetes Interview mit einer weiblichen Geisel aus der Gruppe der 22 Christen aus Südkorea auf seiner Internetseite. "Wir sind alle krank und in einem sehr schlechten Zustand", wird die Frau von CBS zitiert.

Die Frau sagte, sie werde getrennt von den Männern mit 17 Frauen unter sehr schwierigen Bedingungen von den Taliban festgehalten. "Bitte helft uns, so dass wir möglichst bald frei kommen können." Bei der Frau soll es sich um eine 32-jährige Krankenschwester handeln. Ihr Bruder erkannte einem Medienbericht zufolge sofort ihre Stimme.

Die Taliban hatten die Gruppe von 18 Koreanerinnen und fünf Koreanern in der vergangenen Woche entführt. Es sind christliche Freiwillige, die beim Aufbau des Landes helfen wollten. Die Ermordung des Anführers der Gruppe, des presbyterianischen Pastors Bae Hyung Kyu, wurde in Südkorea mit Entsetzen und Wut aufgenommen. Gewalt gegen Unschuldige könne nie gerechtfertigt werden, sagte der südkoreanische Nationale Sicherheitsberater Baek Jong Chun vor seiner Abreise nach Afghanistan. „Wir werden diese menschenverachtende Tat nie vergeben.“ Zu der deutschen Geisel in Afghanistan gibt es weiterhin direkten Kontakt. Nach einer dpa-Meldung geht es dem vor acht Tagen verschleppten Bauingenieur den Umständen entsprechend gut.

Kinder als Henker ausbilden

Die Taliban haben nach Aussage eines ihrer Milizenchefs die Order, möglichst viele Ausländer in Afghanistan zu verschleppen. Mansur Dadullah erklärte in einer am Mittwochabend von BBC ausgestrahlten Sendung, dass die Taliban zur Enthauptung von Geiseln Kinder einsetzen wollten. Kinder sollten eine Ausbildung gegen die „grausamen Invasoren und Ungläubigen“ bekommen. Die Tötung von „Ungläubigen und Spionen“ werde die Kinder „tapfer“ machen.

Das deutsche Außenministerium warnte vor gezielter Propaganda der Taliban. „Wir haben es nicht mehr nur mit der Ebene der Attentate, der Massaker, der Hinrichtungen von Lehrerinnen und dem Mord an Dorfbevölkerung und Polizisten zu tun.“ Es gebe ein neues Phänomen, das als „Medienkrieg“ und „Krieg mit Worten“ beschrieben worden sei. Dabei werde sehr effizient mit dem Instrument der Propaganda gearbeitet: „Das sind die Zeremonienmeister des Terrors.“ (APA/REUTERS/DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2007)