"WiTricity" war das Schlagwort, das Anfang Juni durch die Wissenschaftsredaktionen dieser Welt eilte. Nie mehr Kabelsalat! Wie die US-Wissenschaftszeitschrift Science berichtete, war es einem Forscherteam des Bostoner MIT gelungen, elektrische Energie drahtlos über eine Strecke von zwei Metern zu übertragen und so eine 60 Watt Glühbirne zum Leuchten zu bringen.

Was die Wissenschaftsredaktionen verpassten, war eine Sensationsmeldung aus dem Naturhistorischen Museum Wien. Bei dem kürzlich abgehaltenen Kongress der Österreichischen Vereinigung für Raumenergie (ÖVR) demonstrierte der HTL-Lehrer Norbert Willmann vor 200 Zusehern live die "Energieübertragung nach Tesla".

Laut ÖVR-Infobroschüre werden dabei Leistungen bis zu 400 Watt übertragen. Der deutsche FH-Professor Konstantin Meyl wiederum vermarktet schon seit geraumer Zeit "Demo-Sets", mit denen jeder Laie um wohlfeile 800 Euro die drahtlose Energieübertragung per "Skalarwellen" im eigenen Wohnzimmer durchführen kann.

Kollegen von der Uni Konstanz und der TU Darmstadt haben allerdings bereits vor Jahren gezeigt, dass Meyls Skalarwellentheorie auf einer Reihe von Rechenfehlern basiert und seine "drahtlose" Energieübertragung nur funktioniert, solange Sender und Empfänger durch ein "Erdungskabel" verbunden sind.

Das ist schade, denn den Skalarwellen wird eine interessante Nebenwirkung nachgesagt - es kommt mehr Energie beim Empfänger an, als beim Sender abgestrahlt wird.

Perpetuum mobile

In der Raumenergieszene nennt man so was ein "Overunity" Gerät. Der alte Name: Perpetuum mobile.

Die hierzulande recht beliebte "Wasserenergetisierung" ist übrigens ebenfalls ein Raumenergiephänomen. Im Naturhistorischen Museum referierte dazu der Enkel des legendären Wasserwirblers Viktor Schauberger.

Was Raumenergie eigentlich ist, weiß niemand so genau. "Vakuumfeld, Nullpunktenergie, Äther, Freie Energie, Tachionenenergie" werde sie auch genannt, und sie sei "in jedem Raum vorhanden, masselos, materiendurchdringend, richtungslos, hochfrequenter Natur und schneller als das Licht". Klingt nach Sciencefiction, stammt aber aus einer ÖVR-Presseaussendung.

Sollte das mit der Energieübertragung nicht klappen - macht nichts, die Raumenergie kann noch viel mehr. Ein paar Metallteile speziell zusammengelötet und an die Decke gehängt, schon wird eine "gravomagnetische Bodenenergie trichterförmig aufgenommen", im Gerät dann "rechtsdrehend stabil umgewandelt" und "in den Wirkraum abgegeben".

Was sie dort tut? Sie beeinflusst die "Luftionen", verändert den pH-Wert von Wasser und reduziert die radioaktive Strahlung. Vor allem aber: Sie macht feuchte Mauern trocken. Davon ist jedenfalls Wilhelm Mohorn überzeugt, Präsident der ÖVR, Erfinder des Geräts und Mittelpunkt der Veranstaltung.

Die in der Branche "Zauberkastl" genannten und von Mohorns Firma Aquapol vertriebenen Geräte zur Mauertrockenlegung (ab 4000 Euro) verkaufen sich prächtig. Wer deren Wirkung anzweifelt, wird von Aquapol mit Messberichten und Referenzen überhäuft, so schnell kann man nicht einmal "post hoc ergo propter hoc" sagen. (Ulrich Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 25. Juli 2007)