Eine Kindergärtnerin und eine Helferin wurden aufgetrieben, 17 Kinder waren auf einer Anmeldeliste vorgemerkt. Jetzt fehlte nur noch ein Raum. Frei bat den Leondinger Bürgermeister, ob die Gemeinde nicht "entgeltlich oder unentgeltlich" den Jugendraum der Tagesheimstätte zur Verfügung stellen könnte?
Genug Angebote
Die Antwort war negativ. Warum Herbert Sperl (SPÖ) die öffentliche Einrichtung nicht zur Verfügung stellen will, erklärte er im Gespräch mit dem STANDARD. An Private zu vermieten widerspreche dem Grundgedanken einer öffentlichen Einrichtung. Außerdem gebe es in Leonding "bereits drei Kleinkindergruppen sowie Tagesmütter, die für die Betreuung der unter Dreijährigen zuständig sind."
Nur weil diese Mütter "aus persönlichen Motiven lieber eine eigene Gruppe" eröffnen wollen, könne er diese Initiative nicht unterstützen. Nach Auskunft einer seiner Mitarbeiter seien die Kleinkindergruppen zwar besetzt, aber die Tagesmütter hätten noch Kapazitäten. Laut Verein "Aktion Tagesmütter" fehlen in Leonding 20 Tagesmütter, erfuhr hingegen Frei. Der Vorschlag des Bürgermeisters, selbst Tagesmutter zu werden, empfindet Frei als Hohn. "Ich will in meinen erlernten Beruf zurück", meint die Juristin. Dafür brauche sie eine Halbtagsbetreuung für die Tochter.
"Steter Tropfen"
Nach der Absage des Bürgermeisters wandte sich die Mutter an dessen ÖVP-Stellvertreter Franz Kreinecker. "Derzeit scheint der Bürgermeister unter keinen Umständen gewillt zu sein, Ihrer guten Idee nachkommen zu wollen. Aber - steter Tropfen höhlt den Stein", war die nicht gerade aufmunternde und ambitionierte Antwort.
Seit ihrem Versuch, in Leonding selbst etwas gegen den von den Müttern sehr wohl wahrgenommenen Betreuungsplatzmangel zu unternehmen, sind drei Monate vergangen. Inzwischen arbeitet die Juristin wieder. Sie hat sich ein Kindermädchen organisiert, das auch noch auf zwei kleine Buben von befreundeten Familien aufpasst.