Der Software-Gigant SAP will in den kommenden drei Jahren seinen Umsatz in Indien um das Dreifache steigern. Im Zuge der Realisierung dieses ehrgeizigen Vorhabens strebt der Konzern an, die Zahl der Beschäftigten drastisch anzuheben und von neuen Kunden-Akquisitionen in Asien abhängig zu machen. Dies gab der neue Chef der indischen Landestochter, Ranjan Das, bekannt, berichtet die indische Wirtschaftszeitung Economic Times. Geplant seien auch Zukäufe von Software-Produzenten, die sich auf spezifische Industrieapplikationen spezialisiert haben.

Interessant

"Indien ist für große IT-Konzerne vor allem wegen seines günstigen Lohnniveaus sowie der hervorragenden Qualifikationen der Arbeitskräfte interessant, die vergleichbare Regionen der Emerging Markets in Kombination noch nicht haben", erläutert Manfred Jaisfeld, Analyst bei der National Bank AG, im Gespräch mit pressetext. Die SAP-Aktie kletterte heute, Montag, in der Spitze um mehr als zwei Prozent auf 40,90 Euro. Mit dafür verantwortlich ist allerdings ein Bericht des US-Anlegermagazins Barron's, wonach SAP schon bald das mögliche Ziel für eine fremdfinanzierte Übernahme werden könnte (Leveraged Buyout).

4.600

Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 4.600 Mitarbeiter in Indien, wobei mit einem kräftigen Wachstum für das laufende Geschäftsjahr gerechnet wird. Im Zentrum der Expansionspläne steht vor allem eine Stärkung des Managements, wobei ausländische Führungskräfte rekrutiert werden sollen, die bereits über einen Erfahrungsschatz auf dem internationalen Markt verfügen. Zudem möchte der Konzern auch in den Bereichen Verkauf und Entwicklung neue Arbeitskräfte einstellen. Erst kürzlich kündigte SAP-Deutschland-Vorstand Henning Kagermann an, in Zukunft mehr Programmierer außerhalb der Bundesrepublik einstellen zu wollen.

"In Deutschland haben wir mittlerweile einen Mangel an qualifizierten Fachkräften, dennoch wird es langfristig nicht möglich sein, das geringe Lohnniveau in Indien zu halten"

Folglich strebt das Unternehmen mittel- bis langfristig an, den Anteil an der Gesamtbelegschaft dadurch von 65 auf unter 50 Prozent abzusenken. Bemerkenswert ist, dass SAP in Indien aktuell über rund 2.000 Kunden verfügt. Bis 2010 will man die Zahl auf 15.000 steigern. "In Deutschland haben wir mittlerweile einen Mangel an qualifizierten Fachkräften, dennoch wird es langfristig nicht möglich sein, das geringe Lohnniveau in Indien zu halten", betont Jaisfeld. Der Analyst führt hierbei das vergleichbare Beispiel der Automobilindustrie in Brasilien an, das diesen Trend andernorts bereits vor einigen Jahren bestätigt hat. Eine Kooperation strebt der Konzern vor Ort mit lokalen, eher kleineren Systemintegratoren an, wobei auch der internationale Kunden-Support in Indien angekurbelt werden soll.(pte)