Dass österreichische Unternehmen vorzugsweise in Osteuropa expandieren und dort auch gelegentlich die eine oder andere Akquisition tätigen, ist an sich nichts Besonderes. Auch der Energiekonzern OMV ist bereits seit längerem in der stark wachsenden Region auf Einkaufstour unterwegs. Jüngstes „Opfer“ ist MOL. Bislang hielten die Wiener schon zehn Prozent an dem ungarischen Rivalen. Ende Juni machte der OMV-Konzern eine Milliarde Euro locker und stockte den Anteil an MOL auf 18,6 Prozent auf. Vorstandschef Wolfgang Ruttenstorfer schloss eine weitere Aufstockung nicht aus. Dem Firmenlenker schwebt eine umfangreiche Kooperation mit MOL vor, sogar ein kompletter Zusammenschluss sei möglich.

Doch Ruttenstorfer stößt auf großen Widerstand: Der Budapester Konzern will von einer Fusion mit den Österreichern nichts wissen. Man will weiterhin die „eigene bewährte Strategie“ verfolgen, teilte MOL kurz nach Bekanntgabe der OMV-Pläne mit. Mittlerweile hat der Streit eine politische Dimension erreicht: Die ungarische Regierung erachtet die Erhöhung der Beteiligung an MOL durch OMV als „feindlichen Akt“ und kündigte an, einen kompletten Kauf per Gesetz verhindern zu wollen. Premierminister Ferenc Gyurcsany lässt dazu die Einführung einer Regelung prüfen, mit der Übernahmen von Unternehmen „aus Gründen der nationalen Sicherheit“ verboten werden können. Gyurcsany ist sogar persönlich zum Krisengipfel nach Wien gereist, um Kanzler Alfred Gusenbauer persönlich eine „Protestnote“ zu überreichen.

Egal, wie der Streit ausgeht: Analysten erwarten, dass OMV nicht von den Plänen abrücken wird, einen sehr großen Öl- und Gaskonzern in Mittel- und Osteuropa zu bilden. OMV und MOL liefern sich seit Jahren einen Kampf um die Marktführerschaft in der Region. MOL hat 2006 mit 13.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 11,8 Milliarden Euro erzielt. Die Ungarn sind in der Slowakei und in Kroatien stark vertreten. OMV hingegen ist in den umliegenden Ländern, vor allem in Rumänien und in der Türkei, gut positioniert. So gesehen würden sich die beiden Gesellschaften ideal ergänzen.

Solange die Frage nicht geklärt ist, ob der Mega-Merger wirklich zustande kommt, fehlen entscheidende Impulse für die OMV-Aktie. Daher ist es gut möglich, dass sich die Seitwärtsbewegung der vergangenen Monate noch einige Zeit fortsetzt. Anleger, die von einem solchen Szenario ausgehen, können Discount-Zertifikate einsetzen: Ein Passendes (mit einer Restlaufzeit von rund einem Jahr) kommt von der Deutschen Bank und ermöglicht einen im Vergleich zum Direktinvestment um 20,4 Prozent günstigeren Einstieg (ISIN DE 000 DB0 TKU 0). Dafür ist die Partizipation an der Performance des Basiswerts bis zum Cap von 42 Euro begrenzt. Maximal ist also eine Rendite von 8,6 Prozent bzw. 9,0 Prozent p.a. drin.

ZJ-Fazit: Die Unsicherheit über eine mögliche Fusion mit dem ungarischen Konkurrenten MOL scheint die OMV-Aktie zu lähmen. Mit dem Discount-Zertifikat setzen Anleger auf eine anhaltende Seitwärtsbewegung des ATX-Schwergewichts.