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Rasmussen hätte Einiges zu klären.

Foto: REUTERS/Bas Czerwinski

Castres - Auf den aktuellen Gesamtführenden der Tour de France, Michael Rasmussen, kommen schwere Zeiten zu. Der Däne verließ am Donnerstag Abend nach nur zwei Fragen überstürzt die Pressekonferenz nach der 12. Etappe, er vermutete wohl, dass es für ihn unangenehm werden könnte. Nach bisherigem Stand der Dinge wurde angenommen, dass der Rabobank-Profi zwei Verwarnungen wegen Verstoßes gegen die Doping-Richtlinien des Weltverbandes UCI erhalten hatte, auf der Pressekonferenz gestand er aber, dass er auch eine dritte bekommen hatte, nämlich vom dänischen Verband DCU. Rasmussen befand sich zur fraglichen Zeit ohne Wissen der UCI in Mexiko, dem Heimatland seiner Frau.

Zuerst zwei, dann drei...

Drei Verwarnungen wegen falscher oder mangelnder Informationen über den Aufenthaltsort binnen 18 Monaten. Die logische Konsequenz der UCI könnte demnach eine zweijährige Sperre sein. Jetzt kommt es aber zunächst darauf an, wie die UCI die dänische Verwarnung wertet. Offenbar liegt die Verwarnung noch beim Weltverband, ohne dass über sie entschieden wurde. Wenn sie von der UCI anerkannt wird, dann steht Rasmussen wohl vor dem Tour-Aus.

Und nun sogar vier Verwarnungen

Laut DCU-Geschäftsführer Jesper Worre existiert sogar eine vierte Verwarnung der dänischen Anti-Doping-Aufsicht gegen Rasmussen, die ebenfalls noch bei der UCI liegt. "Mit den UCI-Sachen und unseren liegen jetzt für die vergangenen 18 Monate vier Verwarnungen vor", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Die zwei Verwarnungen der UCI gegen den 33-jährigen Kletterkünstler datieren auf den 24. März 2006 und 28. Juni 2007.

Noch am Donnerstag war bekannt geworden, dass der dänische Radsportverband DCU Rasmussen schon vor vier Wochen wegen der Verwarnungen aus der Nationalmannschaft eliminiert hatte. Somit stand fest, dass der Rabobank-Fahrer nicht an der Weltmeisterschaft in Stuttgart im September und an den Olympischen Spielen 2008 in Peking teilnehmen würde. Fraglich war vor der Etappe am Donnerstag, ob er bei der Tour weiterfahren darf. Tour-Organisator Christian Prudhomme stellte sich aber vor den Fahrer und argumentierte, dass aktuell nichts gegen den Träger des Gelben Trikots vorliege.

Rasmussen selbst hatte am Morgen noch versucht alles auszubügeln. "Ich verwahre mich gegen alle Verdächtigungen. Sicher ist, dass es keinen positiven Dopingtest von mir gibt. Dabei bin ich im Juni außerhalb von Wettkämpfen mehrere Male getestet worden", sagte der Däne.

Prudhomme warf der DCU vor, zu spät auf Rasmussens Versäumnisse reagiert zu haben. Geschäftsführer Worre hatte aber klärende Worte parat: "Eigentlich hatten wir gar nicht vor, während der Tour mit dieser Sache an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber als Rasmussen der dänischen Presse erklärte, er hätte lediglich eine Verwarnung, wussten wir, dass das nicht stimmt. Wir hätten also die Anrufe unbeantwortet lassen können und uns verstecken oder lügen", so der Däne.

Gerolsteiner-Team-Manager Hans-Michael Holczer forderte die Rabobank-Teamleitung auf zu reagieren. Der Ethik-Code, dem sich alle ProTour-Teams unterworfen haben, lasse bei Doping-Verdacht eine Suspendierung zu. Die Bestimmungen der Nationalen Deutschen Anti-Doping Agentur Nada sehen schon nach einem versäumten Test eine Suspendierung für drei Monate vor.

Blutbeutel-Kurier

Rasmussen muss sich aber auch Verdächtigungen eines früheren Mountainbike-Teamkollegen zur Wehr setzen: Der US-Amerikaner Whitney Richards hatte den Dänen im Magazin "VeloNews" beschuldigt, ihm unter einem Vorwand als Blutbeutel-Kurier benutzt zu haben. "Ich kann das nicht bestätigen. Aber ich kenne den Namen", sagte Rasmussen dazu. Whitley sagte, sei im März 2002 von Rasmussen gebeten worden, ihm aus den USA einen Karton mit Radschuhen nach Italien mitzubringen. Als Richards den Karton öffnete, habe er jedoch mehrere Blutbeutel gefunden.

Richards bezeichnete Rasmussen als "sehr netten Kerl". "Das ist, was mir an der ganzen Sache stinkt. Er ist ein wirklich talentierter Athlet und ein superkluger Bursche. Er ist kein Monster. Nur hat er eine schlechte Entscheidung getroffen - und mich dann hineingezogen." (APA/Reuters/red)