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Über den Belag herrscht Einigkeit, es wird da wie dort auf Sand gespielt.

Foto: REUTERS/Giampiero Sposito
Kitzbühel/Bad Gastein - Ernst Wolner ist ein gestresster Präsident. Steht man dem österreichischen Tennisverband vor, hat man als pflichtbewusster Mann an Ereignissen teilzuhaben. Herzchirurg Wolner ist in der nächsten Woche ein Zerrissener, das Land hat gleich zwei Turniere zu bieten. Jenes der ATP (Herren) in Kitzbühel und jenes der WTA (Damen) in Bad Gastein. Das eine, Kitz, hat quasi Tradition (62. Auflage), das andere, Gastein, findet zum ersten Mal statt, soll eine Geschichte bekommen. Wolner bedauert diese Überschneidung: "Beide Veranstaltungen an einem Ort oder zumindest hintereinander wäre natürlich besser gewesen." Um niemanden zu vergrämen, wird er pendeln.

Der neue Kitzbüheler Turnierdirektor heißt Jürgen Pfauth. Er hat mit der Liechtensteiner Veranstaltungsagentur EEME im März die Lizenz von Ion Tiriac für zwei Jahre geleast. Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors Generali drohte das Turnier zu verschwinden, der veranstaltende Tennisclub war immer schon zerstritten. Pfauth nennt das "Grabenkämpfe". Tiriac wollte nach Kuala Lumpur verscherbeln, die ATP war (noch) dagegen. Pfauth stieg ein. 2009 möchten er und EEME die von Tiriac verlangten vier Millionen Euro berappen (auch im Auftrag des Landes Tirol), dann hätte er das Ding. Sollte es überhaupt noch im Kalender stehen, denn die ATP will ausmisten, sie hält andere Märkte (Asien) für weit interessanter als den österreichischen. Auch die BA-CA-Trophy in Wien wackelt.

Turnierdirektorin in Bad Gastein ist Sandra Reichel, die Tochter von Peter-Michael Reichel. Herrn Reichel gehört die Firma MatchMaker, er ist Präsident des LASK und hat das Damentennis in Österreich quasi erfunden. In Linz gastiert Jahr für Jahr die Weltklasse. Reichel hat übrigens eine Wohnung in Kitzbühel. Gespräche über eine gemeinsame Veranstaltung haben sich im Dezember 2006 zerschlagen, "Damen brauchen wir keine" haben die Mitglieder des Clubs laut Reichel gesagt. Er erwog, selbst die Lizenz von Tiriac zu kaufen, "der Preis hat mich aber abgeschreckt".

Der Wert

Herr Pfauth ist Optimist. Gefragt, weshalb ein derart hoch dotiertes Turnier (646.250 Euro), das nun Austrian Open heißt, nur mit einem bescheidenen Teilnehmerfeld aufwarten kann (Nummer eins ist Tommy Robredo, der noch dazu außer Form ist), sagte er: "Darum geht es nicht, die Dichte ist toll, es wird ehrliches und kämpferisches Tennis geben." Das nicht einmal halb so teure Pörtschach hatte im Mai immerhin Nikolaj Dawidenko, Ivan Ljubicic und auch Lleyton Hewitt anzubieten. Pfauth: "Ich hätte auch ein paar andere haben können, aber die sind ihr Geld nicht wert." So lehnte er das Ansuchen von Marcos Baghdatis um eine Wild Card ab. "Der wollte 50.000 Euro haben." Gut zahlen würde er nur Rafael Nadal oder Roger Federer. "Aber die konnte man in der kurzen Vorbereitungszeit nicht kriegen."

Die Eintrittspreise wurden auf 28 Euro gesenkt, das "verschlampte" Stadion erhielt einen frischen Anstrich. Als weitere Innovation gibt Pfauth ein Konzert von Christina Stürmer an. "Das hat es hier noch nicht gegeben. Sport und Urlaub werden mit Party, Fashion und Show vermischt." Aber das war doch immer schon der Schmäh in Kitz, oder? "Ja, so aber nicht." Hauptsponsor ist das Golf-Resort Eichenheim in Kitzbühel-Aurach, es zahlt weniger als die Generali, eine Million Euro (Budget: 3,3 Millionen). Dahinter stecken auch russische Investoren, so die Frau des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow, Jelena Baturina. Ihr gehört der Baukonzern Inteko. Pfauth: "Seriöse Leute. Wir wollen wachsen."

Reichel wollte die Kräfte in Kitz bündeln, nun hat er in Gastein ein "eigenes, kleineres Bündel" geschnürt (Budget: eine Million Euro). Das Land Salzburg hat vor, die Region aufzuwerten. Und die Reichels hatten eine Idee. "Das Profiturnier ist zwischen Junioren-EM und der österreichischen Clubmeisterschaft eingebettet. Es sind drei Säulen, das gesamte Tennis ist versammelt."

Dass Tamira Paszek und Sybille Bammer nicht genannt haben, bedauert Reichel. "Aber warum sollte ich Negatives herausstreichen?" Das Gastein Ladies werde wachsen. "Aber vorerst setze ich mir keine großen Ziele, man muss sich alles einmal anschauen." Pfauth ist die Konkurrenz "egal. Warum sollte ich davor Angst haben." Reichel sagt dazu nichts. Und Wolner schaut sich beides an. (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 21. Juli 2007)