Foto: STANDARD/Möseneder/20.07.2007
Prein an der Rax - Es sieht wie eine ganz normale Kindergruppe aus, die da am Teich im Kurpark von Reichenau eine Pause eingelegt hat. Die elf Kinder, zum Großteil im Volksschulalter, sitzen im Gras und kauen ihre Weckerl und Äpfel, spielen Fangen oder schubsen sich gefährlich nahe am Wasser. Bis dem Betrachter plötzlich bewusst wird, was diese Kinder von anderen unterscheidet: Alle sind dick. Zu dick nach den Maßstäben der Medizin. Und alle sind hier in den Ferien an der Rax, um etwas zu ändern.

Teil eines einjährigen Programms

"Wir sind kein Diätcamp, sondern machen Urlaub", stellt Daniel Gruber vom Veranstalterverein "Starke Freunde" klar. Schließlich wäre es gar nicht möglich, in so kurzer Zeit ein so komplexes Problem wie kindliches Übergewicht zu beseitigen. Tatsächlich ist die Woche in der Sportschule in Prein für die meisten der 7- bis 14-Jährigen nur (freiwilliger) Teil eines einjährigen Programms. In dem die Kinder und Eltern drei Stunden pro Woche Sport treiben und richtige Ernährung lernen sollen.

Von Sport bis zum Ernährungsquiz

Wie Phillip, ein achtjähriger Wiener. Er hat am Vortag gelernt, wie man eine Kartoffelsuppe mit Lauch zubereitet. Wie ihm der Urlaub gefalle? "Ganz gut. Vor allem, dass wir jeden Tag Sport machen." Vor der Busfahrt in den Kurpark haben vier Kinder mit der Ernährungswissenschafterin Veronika Schmidt im Turnsaal einen Tanz einstudiert. Vier andere spielten mit zwei Diätologinnen ein Ernährungsquiz. Die meisten falschen Antworten gab es bei der Fragen nach der Zahl der Zuckerwürfel, die in Getränken vorhanden sind. 13 Stück in einem halben Liter Cola, neun in derselben Menge Eistee, zwölf in Kräuterlimonade.

"Auch Eltern müssen sich ändern"

"Die Hälfte der Kinder hat einen Fernseher im eigenen Zimmer", sinniert Pädagoge Gruber. Dafür nehmen nur einzelne ihr Abendessen gemeinsam mit ihren Eltern ein. "Dabei sind gemeinsames Essen und Tischrituale in diesem Alter wichtig. Aber auch die Eltern müssen sich ändern, es reicht nicht, nur die Kinder in den Kurs zu schicken."

Konzept zielt auf Sieben- bis Zwölfjährigen

Das Konzept von Gruber und Schmidt, das von der Drogeriemarktkette dm gesponsort wird, zielt vor allem auf die Sieben- bis Zwölfjährigen. Nur in diesem Alter habe ein Eingreifen noch wirklich Sinn, sind beide überzeugt. Auch weil bei übergewichtigen Teenagern noch viel mehr psychologische Betreuung notwendig ist. Den Kinder ist ihr zu hohes Gewicht bewusst, manche sind Außenseiter in der Schule, gleichzeitig schnauzen sie sich in der Urlaubswoche selbst mit "Weg mit deinem dicken Finger" an. (STANDARD, 20.07.2007, Michael Möseneder)