Das Castello Aragonese.

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Die Poollandschaft im Hotel Albergo della Regina Isabella knüpft an die glorreichen 50er-Jahre an.

Foto: Albergo della Regina Isabella

Claudia Cardinale liegt im fünften Stock, ganz am Ende eines langen Ganges, und wenn man sie besuchen will, muss man ziemlich viele ziemlich bekannte Namen passieren. Billy Wilder zum Beispiel, Alfred Hitchcock oder Charlie Chaplin, und natürlich auch Gina Lollobrigida, die einladend ausladende Nachbarin der Cardinale. Claudia selbst hat Stil und liebt Luxus. Sie ist knapp dreißig Quadratmeter groß, edel möbliert und weil Cardinale eine Italienerin ist, hat sie auch den einen oder anderen Tick: den Flachbild-Fernseher etwa oder den Whirlpool im Badezimmer oder die in der Wand versteckte Minibar mit ihrer verspielten Lichtautomatik. Claudia Cardinale heißt in diesem Fall eine Juniorsuite im Fünf-Sterne-Hotel Albergo della Regina Isabella auf Ischia. Und weil dieses Haus so eng mit dem Filmbusiness verbunden ist, hat sie ihre Luxussuiten allesamt nach den Größen des Showbusiness benannt, die hier schon mal abgestiegen sind. Und davon gibt es einige.

Seit den 50er-Jahren ist Ischia, diese kleine, nur 45 Quadratkilometer große Insel im Golf von Neapel ein Fixpunkt auf den touristischen Landkarten. Bis zu fünf Millionen Menschen kommen jährlich auf die Insel, auf der gerade einmal 70.000 Menschen ihren eigentlichen Wohnsitz haben. Ischia ist dabei längst nicht so mondän wie Capri, sondern hatte lange das Image einer Heizdecken-Destination, und dafür haben auch die bis zu 500.000 deutschen Touristen gesorgt, die in den 70er- und 80er-Jahren Ischia stürmten, um dort zu kuren.

Dabei hat die Insel deutlich mehr zu bieten als Thermalbäder. Und das hat auch Hollywood erkannt. Schon länger. Vielleicht ist das – und die Nähe zu Neapel, das mit dem Schnellboot in knapp einer Stunde zu erreichen ist – der Grund, warum auf Ischia nicht nur Filmstars selbst Urlaub machen, sondern auch eine Menge Filme gedreht wurde. Für Billy Wilders Komödie "Avanti, Avanti" gibt Ischia die perfekte Filmkulisse ab. Jack Lemmon spielt darin den spießigen amerikanischen Manager Wendell Armbruster, der auf der kleinen Insel die Leiche seines Vaters abholen will und dabei die lebenslustige Britin Pamela Pigott kennen lernt. In der Klamotte wird viel Vespa gefahren, Lemmon sitzt in idyllischen Bars und die Kirchenglocken läuten dazu. Nach wie vor sind die sechs Gemeinden Ischias herrlich malerisch und haben trotz des Touristenansturms ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Der Monte Epomeo, mit 789 Metern der höchste Berg der Insel, gibt eine eindrucksvolle und grüne Kulisse hinter den Orten und ihren Stränden ab, und mit seinem angenehmen Klima ist Ischia auch heute noch die perfekte Umgebung, um mit einer Vespa auszureiten.

Absolut lohnend ist etwa das Castello Aragonese in Ischia Ponte, dem Hauptort der Insel. Die Festung, bereits im 12. Jahrhundert errichtet, ist bemerkenswert gut erhalten, was vielleicht auch daran liegt, dass sie im Privatbesitz ist. In, vor und um sie herum wurde ebenfalls eine Reihe von Filmen abgedreht. "Der rote Korsar" zum Beispiel, ein Mantel-und-Degen-Film von 1959, oder "Cleopatra" mit Liz Taylor und Richard Burton. Romy Schneider verdrehte 1957 im Film "Scampolo" auf Ischia einigen Männern den Kopf, Alain Delon wiederum spielte auf Ischia 1960 in "Nur die Sonne war Zeuge". Der vielleicht lustigste Film wurde 1965 auf Ischia gedreht: Die Komödie "Jagt den Fuchs" ("Caccia alla volpe") mit Peter Sellers, der als kleiner Ganove Aldo Vanucci um seine schöne Schwester Gina (Britt Ekland) herumturtelt. Für solche Filme war – und ist – Ischia die passende Kulisse. Die Insel strahlt süditalienische Leichtigkeit und Lebensfreude aus, die Einwohner wirken so, als hätten sie immerzu Urlaub. Und dass es den Sommer über im Schnitt gerade einmal vier Regentage gibt, passt ins Bild. Auch im Hollywood-Remake von "Der talentierte Mr. Ripley" regnet es nie. Der Film wurde 1997 neben anderen italienischen Schauplätzen auch auf Ischia gedreht. In den Außenaufnahmen taucht im Hintergrund öfter ein sehr mondänes, weißes Gebäude auf, dicht vor einem imposanten Felsen: das Hotel Albergo della Regina Isabella im idyllischen wie exklusiven Badeort Lacco Ameno.

Das Traditionshotel wurde bereits 1956 vom italienischen Verleger und Filmproduzenten Angelo Rizzoli erbaut und ist wahrscheinlich nach wie vor – trotz und gerade wegen der Patina – die beste Adresse der Insel. Fünf Sterne hat es derzeit, und geht es nach den Wünschen der Betreiber, sollen in den kommenden Jahren noch zwei dazu kommen. Schon heute ist der Wille dazu überall sichtbar: Die Eingangshalle im Empire-Stil ist mit schwerem Marmor ausgestattet, die Zimmer erstrahlen in schlichter Eleganz und verzaubern mit einem herrlichen Blick auf den Golf von Neapel mit seinen zahlreichen cruisenden Motoryachten. Und die Pool-Landschaft knüpft nahtlos an die glorreichen 50er-Jahre an, als das Hotel und die Insel für den internationalen Jetset ein Hotspot waren. Kein Wunder, dass sich ausgerechnet hier in dieser traumhaften Umgebung eine zickige Diva wie die Callas im blassgelben Badeanzug und mit offenem Haar ganz unkompliziert fotografieren ließ.

Zum Hotel im Retro-Schick gehört auch ein gigantischer Thermen- und Wellnessbereich, in dem sich entgegen jedem Ischia-Klischee längst nicht mehr nur Pensionisten gesund und schön pflegen lassen. Auch der wird ständig um- und weiter ausgebaut. Die Fango- und Schlammbäder sind legendär, und die positive Wirkung auf Körper und Geist wurde über die Jahrzehnte von vielen Hollywoodstars, Politikern und Künstlern erprobt. Und später beim Dinner im eleganten Restaurant des Grand Hotels kann man sich auch überzeugen, dass die Behandlungen für den Teint der Gäste gut sind. In den 60 Behandlungskabinen der Therme herrscht noch abgeschirmte Ruhe. Nur draußen am Thermalwasserpool und auf den Terrassen mit Meerwasserzugang darf wieder angeregt palavert werden, dürfen sich die Kinder und Enkel der eleganten und mehrheitlich italienischen Stammgäste tummeln. Also kein Rentnerparadies, im Gegenteil: Im Regina Isabella wird ständig geheiratet, werden Geburtstage gefeiert oder auf Kindstaufen angestoßen.

Wer trotzdem einen besonderen Hideaway sucht, bucht eine Suite ganz am Ende der lang gestreckten Hotelanlage. Rein theoretisch müsste man dann auch gar nicht mehr an den Hotel-Strand gehen, denn die Luxuszimmer mit den klingenden Namen Cardinale oder eben auch Callas haben jeweils einen kleinen privaten Pool auf den Terrassen. Wobei wirklich zu empfehlen wäre das nur ab und an, weil man dadurch den möglicherweise besten Service des Hauses verpasst: den gleichermaßen sympathischen, wie gut aussehenden Bagnino des Hauses. Nicht nur, dass er den Gästen die Liegen am Pool nach Wunsch einstellt, Getränke bringt und stets frische Badetücher bereit legt. Der größte Luxus ist, dass der junge Mann ganz diskret die Schirme neu adjustiert, wenn seine Gäste Gefahr laufen, zu sehr in der Sonne zu braten, wenn sie am Nachmittag durch das Plätschern des Meeres sanft entschlummert sind. (Mia Eidlhuber/Der Standard/RONDO/20.07.2007)