"Star Destroyer"

Foto: Jagjaguwar/Trost

ALEX DELIVERY
Star Destroyer
(Jagjaguwar/Trost)
Das Quintett aus New York beschäftigt sich in seinen länglichen Stücken mit repetitivem Kraut- und Noiserock ebenso, wie es vor David Bowie in dessen Berlin-Phase den Hut zieht oder mit seinen Maschinen auch einmal gern in die Disco geht, dass es im Intelligent-Techno-Laptop nur so kracht. Dazwischen blitzen zu einem eher vernachlässigbaren Gesang immer wieder am Rande des Kitschs beheimatete Melodien auf, die beweisen, dass auch Roboter rosten können, wenn sie zu viele Kummertränen vergießen. Eines der erstaunlichsten Debüts dieses Jahres.

NEUROSIS
Given To The Rising
(Neurot/Trost)
Seit mehr als 20 Jahren im Geschäft, üben sich die großen alten US-Erfinder des im symphonischen Breitwandformat gedeuteten "Tribal Metal" oder "Pagan Punk" noch immer in der Verbreitung selbst für das Hardcore-Genre in dieser Intensität selten gehörter schlechter Laune und galliger Hassgesänge. Mit der Reife kam allerdings über die Jahre auch die Einsicht, dass man dafür nicht Geschwindigkeits- und Härterekorde aufstellen muss, sondern das Ganze auch auf mittlerer Flamme zum Überkochen bringen kann. Große, unerbittliche und unversöhnliche Haudraufmusik.

ROCK PLAZA CENTRAL
Are We Not Horses
(YepRoc Records/Trost)
Chris Eaton ist Songschreiber des in Toronto beheimateten Septetts Rock Plaza Central und neigt beim Schreiben seiner irgendwo zwischen Pogues, Arcade Fire, Decemberists und Heilsarmee angesiedelten Songs gern zur, nun ja, Exzentrizität. Handelte das letzte Album vom Kampf der Engel gegen die Menschen, so dreht sich dieses Mal alles um das Schicksal von mechanischen, sechsbeinigen Pferden, deren Tragik darin begründet liegt, dass sie sich für echt halten. Der herzzerreißend wankenden und stolpernden und galoppierenden Musik, vorgetragen mit hysterisch kippender Kopfstimme, tut dies keinen Abbruch. Ein Album des Jahres. Wo eine asthmatische Trompete zu hören ist, da lasse dich ruhig nieder ...

THE BESNARD LAKES
Are The Dark Horse
(Jagjaguwar/Trost)
Die kanadische Band aus dem Umfeld von Formationen wie Godspeed You Black Emperor oder den Stars spielt liebreizenden, eklektischen Spacepop mit verhallten California-DreamingChören, hübsch verzerrten und verwaberten Gitarren und jeder Menge retrofuturistischem Strandbuben-Feeling. Ähm, der Sommer kann kommen ...

LCD SOUNDSYSTEM All My Friends EP (EMI) Bastard-Pop-Kaiser James Murphy lässt diesen flotten, an John Cales Stakkato-Piano-Attacken sowie atmosphärisch an die Joy Division der Spätphase angelehnten Track seines Albums "Sound Of Silver" nicht etwa einfallslos von irgendeinem DJ remixen. Er bat besagten John Cale sowie die schottischen Franz Ferdinand, das Stück zur Gänze neu einzuspielen. Weltmeisteridee, meisterliche Umsetzung! Als Bonus gibt es von Murphy den alten Joy-Division-Titel "No Love Lost". "Einflüsse" werden offengelegt. (schach / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.7.2007)