Frauenförderung in der Privatwirtschaft rechnet sich, so Brigitte Ederer und Doris Bures
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Wien - Frauenministerin Doris Bures hat eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung von Frauen im Berufsleben angekündigt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Siemens-Vorstandsvorsitzender Brigitte Ederer am Dienstag verwies Bures auf ein "Maßnahmenbündel" zur Frauenförderungsprogramme in der Privatwirtschaft, das ab Herbst von der Bewusstseinsbildung über bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu Anreizen bei der Aus- und Weiterbildung reichen soll.

Ederer erklärte, dass die Wirtschaft auf Frauen nicht verzichten kann. "Alles, was man hier tut, ist auch eine Stärkung des Unternehmens und der Wettbewerbsfähigkeit". Sie plädierte auch für die Schaffung von Betriebskindergärten. Damit werde die Rückkehr von Frauen nach der Karenzzeit wesentlich erleichtert.

Bures und Ederer verwiesen auf das wifo-Weißbuch, den aktuellen OECD-Bericht und die Erkenntnisse der Europäischen Kommission, die allesamt ein Ansteigen der Frauenerwerbsquote und mehr Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie fordern.

Karrierechancen

Im öffentlichen Dienst sei die Einkommenssituation zwischen Männern und Frauen zwar wesentlich besser, "aber hier gibt es das Problem mit den Karrierechancen", so Bures. In der Dienstrechtsnovelle seien daher zwei wesentliche Punkte zur Verbesserung der Chancen der Frauen vorgesehen. Erstens soll mehr Transparenz im Zuge der Ausschreibung zu mehr Chancengerechtigkeit führen, denn bei tatsächlicher Benachteiligung kann bei mehr Transparenz das Recht besser durchgesetzt werden. Und zweitens soll eine paritätische Besetzung der Begutachtungskommissionen zu besseren Frauenchancen führen.

Für die Privatwirtschaft wünscht sich Bures mehr Transparenz der Einkommensverteilung, der Arbeitszeit und der innerbetrieblichen Mittelverteilung. Auch flexiblere Arbeitszeitmodelle würden Frauen begünstigen und zu höherer Mitarbeiterzufriedenheit führen.

frauen.kompetenz.netz

Ab September werde das frauen.kompetenz.netz die Bildung von Frauennetzwerken unterstützen. Hiermit sollen besonders Zielgruppen, die am Arbeitsmarkt besonders benachteiligt sind, angesprochen werden: Migrantinnen, Wiedereinsteigerinnen, Mädchen in der Beruforientierungsphase.

Im Herbst wird es außerdem eine Preisvergabe geben, ein "Zertifikat für Chancengleichheit in österreichischen Unternehmen", das an Unternehmen ergehen soll, die sich in besonderem Maß um die Frauen- und Familienförderung bemühen. Vorbild dafür soll das "Total E-Quality-Zertifikat" in Deutschland sein.

Weinzinger: "Kein Umdenken auf freiwilliger Basis"

Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, erklärte zu den Vorschlägen von Bures: "Frauenministerin Bures verkauft wieder einmal unverbindliche Maßnahmen wie die Ausschreibung von Preisen für Unternehmen, die frauen- und familienfreundlich sind, als wirksame Frauenförderungsmaßnahme. Tatsächlich wirksame Maßnahmen wie verpflichtende Frauenquoten in Aufsichtsräten würden von der Frauenministerin aber nicht einmal angedacht.

"Wünsche der Politik an die Privatwirtschaft, das Thema Gleichbehandlung ernst zu nehmen, gibt es schon seit Jahrzehnten. Auf freiwilliger Basis kommt es hier zu keinem Umdenken, das beweist die immer größer werdende Einkommensschere zwischen Frauen und Männern", so Weinzinger. Zum Verkünden freiwilliger Angebote an die Privatwirtschaft brauche es keine Frauenministerin, so Weinzinger. (red)