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Im Linzer Bindermichl-Tunnel birgt der Spurenwechsel ein hohes Unfallrisiko. Das meint zumindest ein Fahrlehrer, der die Strecke abgefahren ist.

Foto: ap/Reiss
Linz - Er bestimmt seit 14 Tagen die Verkehrsnachrichten: der Linzer Bindermichl-Tunnel auf der A7. "Totalsperre nach einem Unfall", hieß es vorige Woche fast täglich. Die Ursache für das Verkehrschaos fanden die Oberösterreicher schnell: Das Problem sei der Tunnel an sich. Gleich in zweifacher Hinsicht wurde aus der neuen Bindermichl-Einhausung ein "Problemtunnel"; doppelt so teuer wie veranschlagt, zudem sei das 175 Millionen Euro teure Objekt auch noch eine verkehrstechnische Fehlplanung.

Ob dem so ist, kann Gerold Rieder abschätzen. Er ist seit 16 Jahren Fahrlehrer und arbeitet bei der Fahrschule Doppler in der Nähe des Stadtteils Bindermichl. Er fuhr mit dem Standard durch den Tunnel - hin und zurück. Grundsätzlich, so will er vorwegschicken, findet er nicht, dass der Tunnel, der 2005 errichtet wurde, "gefährlich ist". Laut ÖAMTC zählt der zweiröhrige Tunnel der Mühlkreisautobahn zu den sichersten Europas. Dies wiederum bedeutet aber nicht, dass der Fahrlehrer nichts Verbesserungswürdiges gefunden hätte. Bei der Auffahrt Salzburgerstraße biegt Rieder in die A7 ein, fährt Richtung Tunnelportal. "Hell erleuchtet, vier Spuren, großzügig angelegt."

Zur gewünschten Ausfahrt Muldenstraße 300 Meter links, zeigt der Überkopfwegweiser. Rieder befindet sich auf der rechten Fahrbahn, das heißt, in 15 Sekunden muss er jetzt drei Spuren queren, um die Abfahrt zu erwischen. Dass es auch auf der rechten Seite eine Ausfahrt gibt, die einen Spurenwechsel erspart hätte, bemerken viele Autofahrer nicht, da der entsprechende Wegweiser nicht registriert werde, berichtet der Fahrlehrer aus der Praxis.

Unglückliche Beschilderung

"Die Beschilderung im Tunnel ist wirklich unglücklich", muss er zugeben. Zum Teil kann sie erst sehr spät gelesen werden, da die Schilder nicht beleuchtet sind. Ebenfalls nur schwer erkennbar findet er die Bodenmarkierung. Wenn es regnet, wie vorige Woche, "ist sie gar nicht mehr zu sehen".

Der Grund, warum es am Bindermichl kracht, seien aus Sicht des Lehrers aber die Autofahrer selbst: "Nicht angepasste Geschwindigkeit, kein Sicherheitsabstand." Deshalb hält er Tempo 80 für zu schnell auf der Stadtautobahn. Mit Höchstgeschwindigkeit 60 zu den Stoßzeiten würden weniger Auffahrunfälle passieren, ist er überzeugt.

Mittlerweile hat Rieder die A7 verlassen und fährt in anderer Fahrtrichtung bei der "Wienerstraße" wieder auf. Vor ihm eine Mini-Van, der die Beschleunigungsspur nicht nutzt, sondern sich nach Ende der Sperrlinie zwischen zwei Autos "quetscht", weshalb der hintere Fahrer bremsen muss. Auf der Überholspur wird hingegen deutlich schneller gefahren. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten "sind ein Unfallrisiko". Wenn von vornherein langsamer gefahren wird, könne dies gemindert werden, meint Rieder, wechselt zügig die Spur, um "seine" Ausfahrt zur Fahrschule noch zu erwischen. (Kerstin Scheller/DER STANDARD-Printausgabe, 17.7.2007)