St. Pölten - Im Jänner wurde in Niederösterreich noch die Eliminierung bürokratischer Hürden für Veranstaltungen beschlossen. Für elektronischer Open-Air-Events gestaltet sich die Lage im Land unter der Enns dagegen bedeutend schwieriger. Jugendschutzbedenken sorgen für zusätzliche Auflagen und hohe Polizeieinsatzkosten, dadurch sollen Alk-Exzesse und sonstige Gefährdung Jugendlicher verhindert werden. Auch der Gemeindebund setzt sich mit Aktionen wie "Rauschfrei Feste feiern" für ähnlich strenge Vorgehensweisen ein. Veranstalter zeigen sich dagegen entrüstet und befürchten eine unangebracht restriktive Veranstaltungspolitik.

Aktuelles Beispiel: Im Bernhardsthal (Bez. Mistelbach) hätte am vergangenen Wochenende das Goa-Festival "Entering Multiverse" mit internationalen DJs und Live-Acts stattfinden sollen (siehe Wissen). Gerd Steinwender, einer der Veranstalter, hatte bereits die Zusage der Gemeinde. Drei Wochen vor dem Festival holte er letzte Erkundigungen zum Stand der Dinge ein. Plötzlich war von Polizeieinsätzen, die sich laut Steinwender auf 15.000 bis 20.000 Euro belaufen hätten, die Rede. Derartige "besondere Überwachungen" dürfen gemäß Sicherheitspolizeigesetz von der Behörde verordnet werden. Die Kosten dafür gehen zu Lasten des Veranstalters. Steinwender sah sich dazu finanziell nicht in der Lage und sagte das Festival ab.

Ungeklärter Todesfall

Wegen der Bewerbung des Events im Internet nahmen die Behörden eine weit höhere, laut Veranstalter unrealistische, Besucherzahl und damit weit höheren Sicherheitsbedarf an. Niederösterreich ist durch manches Negativerlebnis 2006 bereits "gebranntes Kind" im Openair-Psytrance-Bereich - 2006 kam es beim "Sonnenklang Festival" zu einem ungeklärten Todesfall. Auch die laufende Komatrink-Debatte schürt erhöhte Behördensensibilität. Derartige sicherheitspolizeilichen Bedenken führten zu den hohen Einsatzkosten. Christoph Wimmer, Jurist der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, steht zu einer differenzierten Vorgehensweise bei Goa-Events: Die Veranstaltung wurde zwar "ordnungsgemäß angemeldet", man habe aber massive Sicherheitsbedenken. Es ginge nicht um die Musikrichtung, sondern um die "Art der Veranstaltung". Das Ausmaß des Polizeiaufgebots sei bei jeder Veranstaltung eigens zu ermitteln - je nach Größe und Gefahrenpotential und dieses sei bei Goa-Partys eben entsprechend hoch.

Die österreichische Goa-Szene wettert gegen "Behördenwillkür" und befürchtet eine ungerechte Illegalisierung elektronischer Openair-Events. Die Grünen wollen diesbezüglich eine Anfrage einreichen. (Maria Antonia Graff/DER STANDARD-Printausgabe, 17.7.2007)