Die Verschreibung und der Verkauf von Hanf in seiner natürlichsten Form, nämlich getrocknet, ist bislang nur in den Niederlanden möglich. Dort kann man Cannabis in Apotheken kaufen. Zur Selbsthilfe griffen Patienteninitiativen in Nordspanien: In Katalonien und im Baskenland bauen Patienten Cannabis selbst an. In legalen Cannabis-Klubs wird Ernte und Verteilung (nur an Vereinsmitglieder) organisiert, Ärzte und Pharmazeuten überwachen den Qualitätsstandard. Ein ähnliches Projekt will die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin auch in Österreich starten.

Die Auswahl an THC-hältigen Medikamenten ist weltweit gering. Dronabinol kann als synthetisches "Marinol" aus den USA importiert werden. Als Rezeptursubstanz wird Dronabinol, gewonnen aus Naturhanf, von einer Tochter des Phytopharmaka-Experten Bionorica und von THC-pharm an Apotheken verkauft. Der THC-hältige Mundspray Sativex wird in England erzeugt, verkauft werden darf er aber nur in Kanada und Teilen Spaniens. Einer der Gründe für die restriktive Zulassung von Cannabis-Medikamenten ist die vermutete Suchtwirkung. Eine Möglichkeit, Cannabinoide breiter anzuwenden - etwa als Rheumamittel, bei Asthma, entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen oder als Salbe bei allergischen Hauterkrankungen - sehen deutsche Forscher in der Entwicklung von Substanzen, die gezielt Schmerzen bekämpfen, ohne Nebenwirkungen auszulösen.

Am pharmakologischen Institut der Uni Heidelberg wurde nun in Tierversuchen gezeigt, dass positive und unerwünschte Wirkungen an verschiedenen Stellen des Nervensystems ausgelöst werden. Gehemmt würden Schmerzen an den Nervenfasern, Nebenwirkungen entstünden in Gehirn und Rückenmark, entdeckten Rohini Kuner und ihr Forschungsteam. Das Ziel: Cannabinoide so zu verändern, dass sie an den peripheren Nervenfasern ihre positive Wirkung entfalten, aber nicht mehr ins Zentralnervensystem vordringen können. (jub/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. 7. 2007)