Cover: rororo
Inseldrama

Die Färöer sind ein seltsamer Ort. Erstens wird viel gesoffen, zweitens jausnet man dort frisches Walfleisch und Speck und hat bei Hasenjagden Zahnbürstenverbot. So schlecht ist aber das lokale Rundfunkprogramm auch wieder nicht, dass man den Sprecher umbringen müsste. Ein stadtbekannter Säufer unternimmt einen Bankraub und erhängt sich in der Zelle. Der Journalist Hannis Martinsson macht sich so seine Gedanken, die bringen ihn zu einem Konto in der Schweiz sowie nach Rom und auf die Spuren der Geheimloge P2. Was hat der Prediger Hanus i Rong mit einer Sexkaschemme und Frachtschiffen zu tun? Und wie begründet er, dass es Gottes Wille sei, im großen Stil Drogen zu schmuggeln? Der schräge Inselkrimi Option Färöer (Deutsch: Christel Hildebrandt, € 9,30, grafit) von Jogvan Isaksen eröffnet eine raue, aber nicht unsympathische Welt.

Mummenschanz

Im Städtchen Kleve inszeniert man ein Historienspektakel fürs Volk: Eine Schlacht aus dem 17. Jahrhundert wird nachgestellt, doch mitten im Kampfgetümmel explodiert statt Schwarzpulver Semtex. Es gibt Tote und Schwerverletzte und keinerlei Bekennerschreiben. Auf der Festtribüne standen lokale Politiker und die üblichen Gschaftelhuber. Galt der Anschlag einem von ihnen im Speziellen? Die Kleinarbeit, Spuren aus den Resten der Explosion zu rekonstruieren, gestaltet sich schwierig, zumal die Polizisten, die an dem Fall arbeiten, selbst Augenzeugen gewesen sind und nie zugeben würden, dass sie an posttraumatischem Stress leiden. Das deutsche Autorentrio Hiltrud Leenders, Michael Bay und Artur Leenders entwickelt in Die Burg (€ 9,10, rororo) einen geradlinigen Plot, der keine besondere Gehirnakrobatik verlangt. Brauchbar für den Urlaub.

Indinanerspiel

In ein etwas irres Universum versetzt uns Karen Adams im Krimi Blutsbrüder (Deutsch: Ronald Gutberlet, € 8,20, Heyne). In Karlsruhe spielen Erwachsene mit beträchtlicher Energie Indianer. Es gibt einen eigenen Klub. Die Leute rennen in Lederklamotten herum und wohnen in Zelten. Auch engagiert man sich für bedrohte Völker, beweint das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner, veranstaltet Ethno-Abende mit angeblich authentischen indianischen Dichtern und übt Bogenschießen. Der Oberhäuptling des Klubs kommt durch einen Pfeilschuss zu Tode. Motive gibt es viele. Ein anderer "Indianer" macht sich auf in die Re- servate Nordamerikas, der Amateurdetektiv McAdams folgt ihm ... Mit viel Ironie betrachtet die Autorin die Suche der Zivilisationsgeschädigten nach allen mög- lichen Wurzeln und heiler Welt: recht amüsant.

Versteckspiel

Die ehemalige FBI-Agentin Rowan Smith flieht vor ihrer Vergangenheit. Den Job beim Staat hat sie aufgegeben und stattdessen Bestseller geschrieben. Jetzt, da sie richtig viel Geld verdient und ihre Bü- cher verfilmt werden, versucht jemand, sie in Todesangst zu versetzen. Ein Unbekannter nimmt die Morde in ihren Büchern zum Vorbild und arrangiert seine Opfer genauso wie sie es in ihren Thrillern beschrieben hat. Rowan ist klar, das sie selbst am Ende dieser Serie getötet werden soll. Zwei Leibwächter werden zu ihrem Schutz eingestellt, aber da vermischen sich die privaten und die beruf- lichen Ebenen. Rowans geheimnisvolles Vorleben treibt John zu unwillkom- menen Nachforschungen. Allison Brennans 476 Seiten dicker Wälzer Leichte Beute (Deutsch: Edith Walter, € 9,20, Diana) hat alles, was ein richtiger Actionthriller braucht.

(Ingeborg Sperl, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 14./15.07.2007)