Ein Dilemma, das durch die handelnden Personen potenziert wurde. Gewerkschaftersohn Walter Flöttl arbeitete 45 Jahre in der Bank, davon herrschte er als Chef 23 Jahre (bis 1995) absolutistisch. Letztlich fand er nicht einmal etwas dabei, seinen eigenen Sohn Wolfgang mit Millionenkrediten für hochspekulative Veranlagungen zu versorgen.
Keine Kritik, kein Widerstand
Kritik, Aufmucken, Widerstand kamen gar nicht erst auf, was sich unter dem im gleichen Biotop aus Macht und Schweigen sozialisierten Flöttl-Nachfolger Helmut Elsner nicht änderte. Die Folgen sind bekannt.
All das spiegelt die Anklageschrift facettenreich wider. Anträge des Vorstands seien im Aufsichtsrat "unreflektiert abgenickt worden ... niemals wurde eine effektive Kontrolle des Vorstands ausgeübt". Der Aufsichtsrat habe "aus Sicht der Eingeweihten ein Dasein als lästiges, aber als Schutzschild nützliches Werkzeug gefristet", auch Präsident Günter Weninger sei "williges Werkzeug gewesen".
Teilen und herrschen
Den "zentralen Vorwurf", die Entstehung und Anhäufung der Verluste (1998 waren es 639 Mio. Dollar, was dem Gewinn aus 40 Jahren entsprach) fasst der Ankläger so zusammen: "Aus dem Totalverlust zog man keine Lehre, sondern warf dem Verlorenen immer mehr Geld hinterher." Der "kleine Kreis der Eingeweihten, Elsner, Zwettler, Nakowitz und Weninger", hätte andere nur "selektiv und partiell mit unterschiedlichen Informationen versorgt". Selbst Bankchefs wie Josef Schwarzecker oder Christian Büttner fühlten sich informationsmäßig "kaltgestellt".
All das habe 2006 zu gröberen Überraschungen bei Mitarbeitern geführt, die "Transaktionen durchführten und im Lauf der Zeit einiges mitbekamen": "Wie der Schaden entstand und wer dafür verantwortlich zeichnete, erfuhren sie damals aus den Medien."
Bericht auf den Bahamas
Elsners Reaktion, als im August 2000 die fast letale Verlustwelle über die Bank schwappte: "Er ließ sich von Flöttl auf dessen Kosten und mit sechsköpfiger Entourage mit dem ... Privatjet in Wien abholen und auf die Bahamas fliegen, wo er auf der von Flöttl der Bawag übertragenen Liegenschaft rund drei Wochen urlaubte." Allerdings habe er sich dort "von Flöttl genau berichten lassen".