Was für ein Schmatz, den sich der Nils Holger Moormann da wieder einmal bei seiner Muse abholte und in die heitere Form seines Gartenhäuschens "Walden" brachte. Sowas hat die Schrebergartenwelt noch nicht gesehen. Die Holzbox kommt daher wie eine überdimensionierte Zündholzschachtel, ein Gartenzeug-Setzkasten all inclusive, eine Ritterburg für große Kinder, ein Bühnenbild könnte es ebenfalls sein und noch mehr. Das gertenschlanke hölzerne Multitalent bietet so gut wie alles, was des Gartenfreunds Herz begehrt.

Foto: Moormann GmbH

Es verfügt über zahlreiche Nischen für Schläuche, Töpfe, Schubkarren, Meisenknödel, allerlei Werkzeug und andere Utensilien. Es lässt sich erklimmen, von einer Art Hochsitz samt Schiebedach kann der Gartenbesitzer sein Reich überschauen und fürs Lagerfeuer gibt's eine ausschwenkbare Feuerschale. Doch "Walden" spielt noch mehr Stückln, so findet sich in der Mitte des eigenwilligen Objekts aus unbehandelter Lärche, einem Zugabteil nicht unähnlich, eine romantische Nische samt Bücherregal und roten Vorhängen.

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Apropos Eingemachtes: Schnäppchen ist die Hütte keines, circa 39.500 Euro müssen berappt werden, soll sich "Walden" im eigenen Garten blicken lassen. Bliebe für (kinderlose) Naturanbeter noch die Lösung, sich "Walden" als Hauptwohnsitz anzuschaffen, schließlich verfügt die schöne Riesenkiste aus dem Chiemgau sogar über eine kleine Bettstatt im Dachgeschoss, von wo aus es sich ganz vorzüglich Sterne zählen lässt. Außerdem wusste schon Schiller: "Raum ist in der kleinsten Hütte, für ein glücklich liebend Paar".

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Zum Namen des schmucken Freiluftkastens inspirierte Moormann das Werk "Walden. Oder das Leben in den Wäldern" des Naturburschen und Schriftstellers H. D. Thoreau, worin dieser sein Leben in Einklang mit der Natur beschreibt. In Einklang ist "Walden", wie so viele Stücke aus dem Hause Moormann, vor allem mit der Philosophie des Designers und Möbelverlegers Nils Holger Moormann, dieses Protagonisten des "Neuen Deutschen Designs", das sich durch Elemente wie reduzierte Formensprache, präzise Detaillösungen und einen gewissen Erfindercharakter auszeichnet.

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Dass Hetz ebenso dazugehört, zeigt auch Moormanns Wurf "Walden". Bekannt wurde Moormann, eine Art Jacques Tati des Designs, der sich für mehr Polarisierung in der Welt der Gestaltung einsetzt und gegen das Aalglatte in der Szene kämpft, neben seinen eigenen Entwürfen vor allem durch seine großartige Kollektion, zu denen Gestalter wie Konstantin Grcic, Patrick Frey, Markus Boge, Axel Kufus und einige mehr beitrugen. Link: Moormann
(Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/13/07/2007)

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