Washington - Die Terrororganisation Al Kaida ist nach Ansicht der US-Geheimdienste wieder so stark wie vor den Anschlägen vom 11. September 2001. Die Gruppe habe sich trotz der weltweiten Verfolgung und der Angriffe der US-Truppen auf ihre Stützpunkte wieder neu organisieren können, heißt es in einer fünfseitigen Geheimdiensteinschätzung, wie die Nachrichtenagentur AP erfuhr. Über eine konkrete Gefahr und geplante neue Anschläge in den USA sei aber nichts bekannt, verlautete aus US-Regierungskreisen.

Al Kaida sei wieder mehr und mehr in der Lage, Terroranschläge im Westen auszuführen, heißt es. Besonders hervorgehoben wird nach Angaben eines Gewährsmanns, dass die Terroristen an der Grenze von Pakistan ein sicheres Rückzugsgebiet hätten. Die Gruppe habe das "stabilste Trainingsprogramm seit 2001" aufgebaut und setze dabei auf Kämpfer aus Europa, heißt es weiter. Auf der anderen Seite gebe es deutliche Lücken bei der geheimdienstlichen Aufklärung, wird kritisch angemerkt.

Ähnlich äußerte sich am Mittwoch bei einer Anhörung vor dem Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses der Leiter der CIA-Analyseabteilung, John Kringen, zum Wiedererstarken der Al Kaida. "Sie scheinen sich in ihren Rückzugsgebieten und in unkontrollierten Gebieten in Pakistan eingerichtet zu haben", sagte Kringen. "Wir stellen mehr Training fest, es gibt mehr Geld, die Kommunikation verstärkt sich, die Aktivität steigt."

Chertoff dementiert

US-Heimatschutzminister Chertoff zeigte sich am Donnerstag bemüht die Medienberichte herunterzuspielen, wonach die Al-Kaida zu alter Stärke zurückgekehrt ist. "Ich sehe das nicht", sagte er dem Fernsehsender ABC. "Wir haben viel erreicht, um sie in Übersee auszuschalten und unsere Verteidigungsfähigkeit zu stärken."

Noch in der vergangenen Woche hatte Chertoff in einem Zeitungsinterview erklärt, seinem "Bauchgefühl" nach seien die USA in diesem Sommer verstärkt von Anschlägen bedroht. Chertoff schränkte am Donnerstag im Sender NBC ein, es gebe keine Hinweise auf ein bevorstehendes Attentat. (APA/AP)