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Auf den Fersen: Javad Vaeidi, Vizechef des nationalen Sicherheitsrats im Iran, folgt Olli Heinonen, dem IAEO-Vizedirektor, nach einer Pressekonferenz.

EPA/ABEDIN TAHERKENAREH
Wien/Teheran - Zwei Tage im Iran haben für Olli Heinonen, den Vizedirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien und Chef der Inspektoren, einen deutlichen Fortschritt in den Bemühungen um eine Beilegung des Atomstreits mit Teheran gebracht. Heinonen beschrieb den neuen Handel mit der iranischen Regierung laut BBC als ein Rahmenabkommen zur Lösung einer Reihe von Streitigkeiten in dem seit 2004 andauernden Konflikt.

Gemäß den Vereinbarungen, die Heinonen bei Gesprächen am Mittwoch und Donnerstag mit der iranischen Atombehörde traf und deren Ergebnis am Freitag von der IAEO in Wien öffentlich gemacht wurde, wird die IAEO zunächst ein neues Inspektorenteam zusammenstellen. Welche Personen an den kommenden Inspektionen im Iran teilnehmen dürfen, haben Teheran und die IAEO offenbar schon ausgehandelt.

Besuch in Arak

Erstmals wieder seit April wird ein Team dann den im Bau befindlichen Schwerwasserreaktor in Arak, 190 Kilometer südwestlich von Teheran, inspizieren. Bei einem Reaktor dieses Typs lässt sich Plutonium gewinnen, das theoretisch für den Bau von nuklearen Sprengsätzen verwendet werden kann. Der Besuch in Arak soll noch vor Ende Juli stattfinden und - nach Auffassung Teherans - einmalig bleiben: "Ein einziger Besuch wird genügen", meinte der iranische Botschafter bei der IAEO, Ali Asghar Soltanieh.

Die Reaktorbaustelle in Arak war eine von zwei geheimen Projekten, deren Existenz 2002 durch eine iranische Oppositionsgruppe im US-Exil enthüllt worden war und anschließend die internationale Krise um das Atomprogramm des Iran ausgelöst hatte. Das andere Projekt, das der IAEO bis dahin unbekannt war, ist die Urananreicherungsanlage bei Natanz.

Auch in der Frage zu Natanz will die IAEO nun eine Vereinbarung erreicht haben; bis Anfang August sollen Maßnahmen zur Kontrolle der Anlage festgeschrieben sein. Teheran weigert sich freilich weiter, die Anreicherung von Uran auszusetzen, wie sie der UN-Sicherheitsrat in zwei Resolutionen verlangt hat. Hoch angereichertes Uran wird ebenfalls für den Bau von Atombomben verwendet. Gespräche über fortbestehende Probleme seien für den 25. und 26. Juli in Wien angesetzt, meinte Soltanieh im iranischen Staatsfernsehen.

Plutonium-Experiment

In Wien dürfte es dann auch um die Frage früherer Experimente iranischer Atomwissenschafter mit Plutonium gehen sowie um nach wie nicht aufgeklärte radioaktive Verschmutzungen an technischen Ausrüstungen.

Die fünfköpfige IAEO-Delegation war mit dem iranischen Atom-Chefunterhändler Ali Larijani zusammengetroffen. Die Zusammenkunft war am 22. Juni in Wien zwischen Larijani und IAEO-Chef Mohamed ElBaradei vereinbart worden, um innerhalb von zwei Monaten einen Fahrplan zur Beilegung des Atomstreits auszuarbeiten.

ElBaradei hatte kurz vor Heinonens Reise erklärt, der Iran habe sein umstrittenes Programm zum Aufbau einer großen Urananreicherungsanlage "deutlich spürbar" zurückgefahren. "Unsere Inspekteure haben bei Kontrollen in den vergangenen Wochen eine spürbare Verlangsamung bei der Inbetriebnahme neuer Gaszentrifugen festgestellt", sagte ElBaradei nach einer Sondersitzung des IAEO- Gouverneursrats am Montag.

Die UNO wirft dem Iran vor, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung nach Atomwaffen zu streben und haben ihn wegen der Nichtbefolgung von Resolutionen mit Sanktionen belegt. Der Iran bestreitet das und erklärt regelmäßig, das Land wolle die Kernenergie zur Stromerzeugung nutzen. Wegen eines Engpasses an Raffinerien rationiert der Iran derzeit Benzin. (red, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.7.2007)