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Nicholas Ofczarek, Michael Dangl und Regina Fritsch in Arthur Schnitzlers "Komödie der Worte" im Theater Reichenau

FOTO: APA / ROBERT JAEGER
Reichenau/Rax – Drei Dramen gab Arthur Schnitzler 1915 unter dem Titel Komödie der Worte heraus. Deren Uraufführung erfolgte zugleich am Burgtheater und an den Theatern in Frankfurt und Darmstadt. Diese Einakter, die alle zwischen Jahrhundertbeginn und Weltkrieg entstanden waren, markieren die gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit als "Liebestheater". Mit den Werten wandeln sich da auch festgefahrene Beziehungen. Mit dem Verfall der politischen und sozialen Wirklichkeit schwindet auch die Sicherheit im Zwischenmenschlichen, lösen sich die "einfachen", klaren Verhältnisse auf. Besonders verdichtet hat Schnitzler diese Stimmung in der Stunde des Erkennens , die den Schnitzler-Reigen bei den Festspielen in Reichenau am Montag einleitete.

Regisseur Michael Gampe versammelte in diesen ehrwürdigen Sommerfrischehallen an der Rax gute Schauspieler von der Burg (Nicholas Ofczarek, Regina Fritsch – ab Herbst in Verbrennungen im Akademietheater) und dem Theater in der Josefstadt (Michael Dangl) zu, in diesem Fall, kurz gehaltenen Lustspielproben.

Der "Menschenkenner" Dr. Ormin (Dangl) stattet hier vor einer längeren Reise seinem Bekannten Dr. Eckold (Ofczarek) und dessen Frau Klara (Fritsch) einen Besuch ab. Im Angesicht des Abschieds räumen Klara und Ormin in ihrer gemeinsamen Vergangenheit als heimlich Liebende auf, nach Ormins Abreise folgt ein Streit des Ehepaars – alles im Zeichen des Umbruchs der privaten Formationen.

Gleiche Konstellation

Das Bacchusfest führt nahezu dieselbe Konstellation weiter: Ofczarek als Schriftsteller Staufner ficht verbale und posenhafte Kämpfe um seine Frau Agnes, wieder munter und überlegen von Fritsch gespielt, gegen deren Liebhaber (Dangl) aus. Und in Literatur sucht Ofczarek, wieder in der Schriftstellerrolle, die emanzipierte Dichterin Margarethe aus den Händen des lackierten Klemens zurückzuerobern.

Man muss vor dem Theaterbesuch in Reichenau keine Stücke lesen, um seine Textkenntnis aufzufrischen. Gampe richtet glasklares Vorlesetheater mit Kostümen und Kulisse an, mehr nicht. Platz für Interpretation, darstellerischen Charakter oder Experiment ist nicht vorgesehen. So geht es denn recht zäh und bitter über die ersten eineinhalb Stunden. Die zweite Hälfte des Reigens kann dann allerdings doch, zumindest an Charme, gewinnen – dank des Esprits vor allem des Burg-Duos, das den Abend sehr angenehm zu straffen weiß. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 11.07.2007)