Reibers/Wien – Was kann mehr Frieden in unsere Welt bringen? Was sind die größten Hindernisse für den Frieden? Was hast du bis jetzt schon gemacht, um Frieden in deinem eigenen Land zu schaffen? Was kannst du in Zukunft tun?

"Bevor sie in unser Camp kamen, mussten sie diese vier Fragen beantworten", erzählt Evelyn Böhmer-Laufer, Erfinderin und Leiterin des Peacecamps. "Viele haben geantwortet: Das Hindernis zum Frieden sind die Politiker. Man muss die Politiker austauschen."

Jugendliche aus Österreich, Ungarn, Israel und Palästina nutzten für zehn Tage die Abgeschiedenheit des Waldviertels, um Kontroversen aufzudecken. "Wir sind nicht in dem Irrglauben, Konflikte lösen zu können, die seit Jahrzehnten bestehen", erläutert Böhmer-Laufer. Wichtig sei es aber, jede Seite für die Leidensgeschichte der anderen zu sensibilisieren. Krieg und Frieden

Nach dem dritten Tag gab es bereits Hader zwischen Israelis und Palästinensern. "Ausschlaggebend war eine Kette eines Mädchens", beschreibt die Österreicherin Maria (15) den Vorfall. Auf dem besagten Gegenstand war "die Mappe von Israel und Palästina eingezeichnet", und über dieser Landkarte "war die Flagge der Palästinenser, also auch über Israel".

"Ich sage dir, Israel kann nicht aufhören zu existieren, weil es meine Heimat ist', hat das jüdisch-israelische Mädchen gesagt. Hierbei können nun Österreicher und Ungarn helfen – als Außenstehende – den Konflikt zu spiegeln, dass es vielleicht irrelevant ist, welche Flagge weht", erklärt Böhmer-Laufer.

Der innere Drang, helfen zu wollen und trotzdem diese Machtlosigkeit zu verspüren, brachte Österreicher den Tränen nähe. "Ich weine nicht, aber mein Herz blutet. Ich bin so machtlos", erzählt Maria ihre Erfahrungen.

Amer (16), arabischer Israeli, beunruhigen nicht die Vorurteile, sondern "die Fakten. Diese Spannungen leben schon ewig."

Es sei kompliziert, versucht Silvio Gutkowski, Psychotherapeut aus Israel, zu vermitteln: "Sie sind jung und wissen nicht, wie man mit diesen Konflikten umgeht. Ich versuche ihnen zu helfen, Gefühle auszudrücken." Die Konfrontation mit Aussagen, die man nicht gerne hört, sei hart, jedoch "müssen sie trotzdem nebeneinander existieren. Das Land ist nicht sehr groß."

Fehden und Stereotypen werden durch das Peacecamp aufgedeckt und ausgemerzt. Israelis assoziieren mit Palästinensern nicht mehr Bomben. Österreicher und Ungarn versuchen zu helfen. Lyr (15), jüdischer Israeli, hätte "in Israel niemals solche Fragen gestellt wie hier". (Petra Polak/DER STANDARD-Printausgabe, 10. Juli 2007)