Alexander Gerhardinger: "Sex brauchen die Leute immer – es ist ein krisensicheres Geschäft."

Foto: Standard/Regine Hendrich

Für 80 männliche Euro und 60 weibliche Euro Eintrittsgeld steht dem Vergnügen nichts mehr im Weg.

Foto: derStandard.at
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Das "Goldentime" ist ein Club zur Anbahnung zwischenmenschlicher Kontakte, unter dem Vorbesitzer bekannt geworden durch den so genannten "Sauna- Skandal", einer Affäre um Geheimprostituierte, in die auch der Wiener Kripo-Chef verwickelt war. Der gebürtige Linzer Alexander Gerhardinger hat den Club übernommen, auf "seriöse Beine" gestellt und einen klaren Businessplan eingeführt. Jetzt will er expandieren und in spätestens zwei Jahre an die Börse. Im Interview mit Sigrid Schamall spricht er über seine Erfahrungen mit dem ältesten Gewerbe der Welt, Lamborghinis und wie er aus der Horizontalen eine Kurve machen will. Eine Aktienkurve steil nach oben.

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derStandard.at: Wann waren Sie zum ersten Mal in einem Puff?

Alexander Gerhardinger: Mit 17 Jahren bin ich nach Hamburg gestoppt und habe mir das Geschäft angeschaut.

derStandard.at: Ein Grundstein für Ihren heutigen Beruf als Bordell- Besitzer?

Gerhardinger: Das Goldentime ist kein Bordell im herkömmlichen Sinn. Der männliche Gast bezahlt 80 Euro Eintritt, der weibliche Gast 60 Euro. Dafür können sämtliche Einrichtungen und Leistungen des Saunaclubs genutzt werden: Sauna, Swimmingpool, Dampfbad, Masseur bis hin zum warmen und kalten Buffet. In Zahlen bedeutet das: 2500 Quadratmeter Wellnesslandschaft und 30 Zimmer.

derStandard.at: Das heißt, in Ihre Tasche fließt lediglich das Eintrittsgeld?

Gerhardinger: In das Geschäft der Mädchen mischen wir uns nicht ein. Was sie verdienen, gehört ihnen.

derStandard.at: Sehen Sie sich als Zuhälter oder Geschäftsmann?

Gerhardinger: Ich bin ein Geschäftsmann. Ein Zuhälter beutet Mädchen aus, indem er Geld von ihnen nimmt. Bei mir zahlen die Damen Eintritt und erhalten dafür eine Leistung.

derStandard.at: Wie kamen Sie auf die Idee mit den "Puff-Aktien"?

Gerhardinger: Vorbild ist der Börsegang der Bordellkette "Daily Planet" in Australien. Allerdings hat die Firma nach einem fulminanten Start mehr Kapital aufgenommen, als sie am schwierigen Sexmarkt in neue Standorte investieren konnte - die Aktie stürzte nach zwei Jahren ab. In einem anderen Land wäre der Börsegang bombig gewesen.

derStandard.at: Was sind die Voraussetzungen für den Börsegang Ihrer Häuser?

Gerhardinger: Wir starten erst, wenn neben Wien und Linz der dritte Club eröffnet ist. Ein Börsegang macht nur bei einem Jahresumsatz von zehn Millionen Euro Sinn. Derzeit liegen wir etwa bei drei Millionen pro Haus und sind auf der Suche nach Beteiligten, Privatleuten, aber auch Quereinsteigern wie beispielsweise Gastronomen. Über ein Franchisesystem sollen die künftigen Häuser schlüsselfertig verpachtet oder untervermietet werden.

derStandard.at: Sie wollten ursprünglich bereits im nächsten Jahr an die Börse.

Gerhardinger: 2008 schaffen wir nicht. Während man in Wien für einen Saunaclub keine Genehmigung braucht, sind die Innsbrucker in diesem Punkt sehr stur. Aber wir arbeiten parallel dazu an einem Standort in München.

derStandard.at: Der Trend geht heute klar Richtung ethischer Geldanlage...

Gerhardinger: Es gibt auch einen Gegentrend. Sex ist ein krisensicheres Geschäft. In keiner anderen Branche merkt man so wenig, wann der Monatserste ist und die Leute ihr Geld bekommen.

derStandard.at: Fürchten Sie eine "McDonaldisierung" der Bordelle?

Gerhardinger: Im Gegenteil - ich würde mir eine wünschen. Bordelle kosten deutlich mehr als Saunaclubs und haben Extras wie Champagner und Essen nicht inbegriffen.

derStandard.at: Champagner und Spirituosen sucht man in Ihrem Etablissement vergeblich...

Gerhardinger: Wir wollen das Gesundheitsimage 'rüberbringen. Wellness statt Schampus.

derStandard.at: Sie fahren einen Lamborghini. Hat so ein Auto in Ihrer Branche nicht einen schmuddeligen Beigeschmack?

Gerhardinger: Der Lamborghini gehört mir nicht - er ist ein Werbegag. Privat fahre ich einen Mercedes.

derStandard.at: Mit dem "Milieu" verbindet man Drogen und Menschenhandel. Wie reagierten Freunde und Familie auf Ihren neuen Job?

Gerhardinger: Vorerst negativ. Viele meiner Freunde haben sich den Club inzwischen angesehen und mit den Mädchen geredet. Der Großteil ist heute überzeugt, dass das Goldentime kein Bordell ist.

derStandard.at: Wer sind Ihre Kunden?

Gerhardinger: Vom einfachen Arbeiter über den Pfarrer bis zum Generaldirektor. Im Bademantel ist jeder gleich. Prominente kommen durch den Hintereingang.

derStandard.at: Pfarrer? Sie machen einen Witz?

Gerhardinger: Nein, Sie würden nicht glauben, wer unsere Gäste sind. Viele kommen auch nur zum Reden oder brauchen ein Ventil, wenn es zu Hause nicht mehr klappt. Durch uns gibt es auch weniger Vergewaltigungen.

derStandard.at: Sie wollen mir nicht erzählen, dass der Saunaclub einen sozialen Beitrag für die Gesellschaft leistet?

Gerhardinger: Sogar noch mehr. Wenn unsere Kunden hier mitunter Geschäfte abschließen, leisten sie auch einen Beitrag für die Wirtschaft.

derStandard.at: Tun Ihnen die Mädchen nicht leid?

Gerhardinger: Nur jene, die in ihrem Heimatland einen ganzen Familien-Clan zu ernähren haben. Meiner Meinung nach macht den meisten Mädchen der Job Spaß.