Coverfoto: Burgtheater
Wien - "Gustav Klimt" und "Burgtheater" groß geschrieben, "Franz Matsch und Ernst Klimt" dazwischen klein hinein gepresst. Schon die Titelzeilen am Cover machen klar, wer es von den drei Mitgliedern der Künstler-Compagnie, die sich um 1880 zusammengeschlossen hatte, geschafft hat. Nachdem im Belvedere bis 2. Oktober eine von einem Buch begleitete Ausstellung das eng mit seinem Bruder Ernst und seinem Studienkollegen Franz Matsch verbundene Frühwerk Gustav Klimts behandelt, ist nun ein dreisprachiger Band erschienen, der sich ausschließlich mit den 1886/87 von den drei jungen Malern geschaffenen Gemälden in den Prunkstiegenhäusern des Burgtheaters beschäftigt.

Der Kunsthistoriker Otmar Rychlik hat sich in seinem Buch ausführlich mit diesem ersten prominenten Auftrag der Künstlergemeinschaft beschäftigt, der für das Trio, das damals 22 (Ernst Klimt), 24 (Gustav Klimt) und 25 (Franz Matsch) Jahre alt waren, eine entscheidende Etappe seiner Karriere wurde. Neben der Beschreibung von Auftrag und Konzept zu dieser Gemäldeserie über die Geschichte des Theaters gibt es ausführliche Analysen, Detailabbildungen und auch interessante Vergleiche mit den entsprechenden "Kartons", den Vorzeichnungen, die für die großformatige Übertragung auf den Stuckmörtelgrund angefertigt wurden.

"Der Bilderbogen, den die Brüder Gustav und Ernst Klimt und der Mentor der Maler-Compagnie, Franz Matsch, über die Decken der Stiegenhäuser gespannt haben, vergegenwärtigt Wert und Bedeutung des Theaters in der überwältigenden Weise, wie wir sie sonst nur von ganz großen Aufführungen kennen", begeistert sich Burgtheater-Direktor Klaus Bachler in seinem Vorwort, "Insbesondere die vier Gemälde Gustav Klimts, die auch im Zentrum des Buches stehen, sind eine schier unerschöpfliche Quelle des Staunens. Wie Klimt es versteht, Momenten der Vergangenheit mit ihrem ganzen Sammelsurium historischen Ballasts und Beiwerks Aktualität zu verleihen, rührt an die tiefsten Geheimnisse schauspielerischen Darstellens."

Der Auftrag umfasste insgesamt zehn Bilder, zwei davon in den Giebelfeldern. Gustav Klimt malte vier Gemälde ("Thespiskarren", "Theater in Taormina", "Shakespeares Globetheater" und "Altar des Dionysos"), ebenso Franz Matsch ("Antike Theaterszene", "Altar des Apollon", "Antiker Improvisator", "Mittelalterliche Mysterienbühne"), der Jüngste des Trios, Ernst Klimt, war für zwei Bilder ("Szene Molieres", "Hanswurst auf der Jahrmarktsbühne") verantwortlich.

Nicht nur die jahrtausendalte Geschichte des Theaters, auch die Entwicklung der Kunst der Jahrhundertwende lasse sich an den Gemälden nachvollziehen, meint Rychlik. Die in der Nachfolge Hans Makarts geschaffenen opulenten, mit räumlicher Tiefe arbeitenden historischen Szenen werden vor allem von Gustav Klimt zunehmend durch flächigere Kompositionen ersetzt, die bereits auf den kommenden Jugendstil verweisen. Wenn das Theater nun auch entsprechende, detaillierte Informationstafeln in den Prunkstiegenhäusern aufstellen wird, werden auch die Theaterbesucher das prächtige Haus mit neuen Augen sehen. Und möglicherweise mit steifem Nacken. (APA)