Momentaufnahmen, Posen, die von Rosas-Tänzern zu einer Choreografie verknüpft werden.

Foto: Mirjam Devriendt
In Zusammenarbeit mit Jolente De Keersmaeker und deren Theaterensemble STAN ("Stop thinking about Names") brachte Anne Teresa mehrere Produktionen auf die Bühne. Sie inszenierten beispielsweise gemeinsam Kassandra (2004) und Heiner Müllers Quartett (1999).

Ob diese "Schwesternchoreografien" ausschlaggebend für Vincent Dunoyers bei ImPulsTanz präsentierte Hommage an Anne Teresa De Keersmaeker war, ließ der langjährige Rosas-Tänzer aus Paris offen, der Titel Sister mag wegweisend genug sein.

Als Muse diente Dunoyer die ebenfalls lange bei Rosas aktive Tänzerin Fumiyo Ikeda. Basierend auf Ikedas Erinnerungen, stellt Dunoyer die ursprünglichen Positionen aller von ihr getanzten Choreografien vor. Gegenwärtige wie ehemalige Rosas-Tänzer entwickelten aus diesen "Standbildern" gemeinsam eine neue Choreografie.

Tanz als Dokument

Die Idee dieser Arbeitsmethode ist nicht neu. 2005 hatte Dunoyer mit seinem Cadavre Exquis eine Tanzproduktion nach Schnappschussvorlagen erprobt. Damals hatte er einem Kollektiv von mehr als dreißig Studenten aus Keersmaekers Schule P.A.R.T.S. Bilder von sich in unterschiedlichen Körperhaltungen als Eckpunkte für eine Performance zur Verfügung gestellt. Die Studenten konstruierten um diese Posen herum choreografische Verbindungen, die Vincent Dunoyer dann tanzte.

Dunoyers Idee dahinter ist sicher auch die einer gewissermaßen dokumentarischen Auseinandersetzung mit der nun schon fast 25 Jahre andauernden Arbeit der Kompanie Rosas – die einzelnen Tänzer tragen immerhin sehr vielschichtige Teile der Ensemblegeschichte zusammen.

Welche Rolle Keersmaeker, die Chefin, die in Sister selbst tanzt, darin spielt, ob jene eines Korrektivs oder eines gemeinsamen Nenners der fragmentarischen Arbeit, wird sie wohl selbst bestimmen. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 10.07.2007)