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Angehörige von Koranschülern, die sich noch in der Roten Moschee befinden, beten für deren Sicherheit.

Foto: AP /K.M.Chaudary
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Islamabad – Angesichts der Gefahr eines Blutbads bei einer Erstürmung der von Extremisten besetzten Roten Moschee in Islamabad hat die Regierung am Montag erneut das Gespräch mit den islamischen Fundamentalisten gesucht. Verhandlungen einer Regierungsdelegation mit dem Anführer der seit einer Woche in der Moschee verschanzten Islamisten, Abdul Rashid Ghazi, fuhren sich am späten Abend fest und wurden auf Dienstag vertagt. Die Extremisten sollen in dem Gebäudekomplex auch hunderte Frauen und Kinder in ihrer Gewalt haben, zuletzt sollen auch besorgte Eltern als Geiseln genommen worden sein.

Der Anführer der seit einer Woche in der Roten Moschee in Islamabad verschanzten Islamisten, Abdul Rashid Ghazi, hat sich am Montagabend zu Verhandlungen bereit erklärt. Eine Regierungsdelegation unter Leitung von Ex-Ministerpräsident Chaudhry Shujaat Hussain versuchte am Abend, Ghazi dazu zu bewegen, zu Gesprächen ins neutrale "Niemandsland" vor der Moschee herauszukommen. Ghazi forderte im Gegenzug jedoch die Unterhändler auf, in die Moschee zu kommen, was diese aus Angst vor einer Geiselnahme ablehnten. Die Gespräche wurden schließlich über Megafone geführt, kurz danach über Mobiltelefone. Nach einer Weile wurden die Gespräche auf Dienstag vertagt. "Wir wollen die Angelegenheit friedlich lösen. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen und hoffen auf eine baldige Lösung", sagte ein Mitglied der Delegation.

"Ohne Blutvergießen"

"Es muss alles getan werden, um die von den Militanten Festgehaltenen zu befreien, aber ohne Blutvergießen", sagte Präsident Pervez Musharraf zuvor bei einem Krisentreffen mit Vertretern der Sicherheitskräfte. Der Sender Geo TV berichtete, an dem Gotteshaus seien am Montag in der Früh erneut heftige Schusswechsel zwischen Sicherheitskräften und den belagerten Koranschülern entbrannt. Berichten zufolge wollten die Unterhändler Ghazi bei einer Aufgabe den Gang ins Exil oder Hausarrest statt Gefängnis anbieten. Dieser hatte zuvor gesagt, er werde jedoch eher als Märtyrer sterben.

Nach Angaben der pakistanischen Regierung haben die in der Roten Moschee verschanzten Extremisten mittlerweile auch die Eltern einiger Koranschüler als Geiseln genommen. "Sechs Eltern wurden von den Militanten zu Geiseln gemacht, als sie ihre Kinder sehen wollten", sagte am Montag Informationsminister Mohammed Ali Durrani.

Seit Beginn der Belagerung des Gebäudekomplexes, in dem Extremisten auch Hunderte von Frauen und Kindern in ihrer Gewalt haben sollen, haben sich zahlreiche besorgte Eltern vor der Roten Moschee eingefunden, um Kontakt mit ihren Kindern aufzunehmen.

Am Sonntagabend hatten sich Hinweise auf eine mögliche Erstürmung gemehrt: Sicherheitskräfte riefen die Extremisten über Megafon ultimativ zur Aufgabe auf. Gleichzeitig verlangten religiöse Führer jedoch, Musharraf müsse die Krise friedlich beilegen. Ein Verbund zahlreicher Koranschulen in Pakistan mahnte, die seit Dienstag andauernde Belagerung der Moschee könne zu einem Bürgerkrieg führen. Am Montag schaltete sich in einem ungewöhnlichen Schritt auch der Oberste Gerichtshof ein und forderte die staatliche Führung zu Verhandlungen auf, um das Leben der Geiseln zu schützen.

Drohung mit Selbstmordanschlägen

Ein radikaler Prediger mit Tausenden Anhängern, Maulana Sami ul Haq, warnte vor Selbstmordanschlägen, sollten die Militäroperationen gegen die Rote Moschee (Lal Masjid) nicht beendet werden. "Das Lal- Masjid-Thema wird, wenn es nicht sofort gelöst wird, eine unaufhaltsame Serie von Selbstmord- und Bombenanschlägen im Land auslösen."

Im Stammesgebiet von Bajaur an der Grenze zu Afghanistan demonstrierten 20.000 Anhänger der Moschee-Besetzer, die Kontakte zu den radikalislamischen Taliban und dem Al-Kaida-Terrornetz haben sollen, für ein Ende der Militäraktion. Viele Demonstranten, darunter örtliche Taliban-Führer, waren mit Raketenwerfern oder Gewehren bewaffnet.

Redner warnten die Regierung vor einem möglichen Jihad (Heiliger Krieg) und verbrannten Bilder von Musharraf. Am Sonntagabend wurden in Peshawar drei Chinesen von mutmaßlichen Anhängern der Moschee-Besetzer erschossen. Nach einigen Medienberichten begann die Besetzung der Roten Moschee, nachdem Koranschüler mehrere Chinesen entführt hatten, denen sie Prostitution vorwarfen. (APA)