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Paul Gludovatz kann mehr als zufrieden sein.

Foto: Reuters/Ebenbichler

Toronto - Im Normalfall ist Paul Gludovatz kein Freund von überschwänglichen Lobeshymnen, nach dem 0:0 seiner U20-Teamkicker am Sonntag in Toronto gegen WM-Mitfavoriten Chile machte der Teamchef aber eine Ausnahme. "Das war eine Steigerung im physischen, taktischen und technischen Bereich und ein Zeichen von Reife, das mir imponiert hat", erklärte der 61-Jährige, dessen Team die Gruppe A ungeschlagen als Zweiter beendete und nun am Mittwoch in Edmonton im Achtelfinale auf Gambia (in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 01.45 Uhr MESZ), den Überraschungs-Zweiten aus Pool C, trifft.

"Das Unentschieden war gerecht"

"Wir haben gegen einen möglichen Weltmeister kein Tor bekommen und uns viele Chancen erarbeitet. Das Unentschieden war gerecht", lautete die Analyse des Trainers. Dem wohl fälschlicherweise wegen eines angeblichen Hoffer-Abseits aberkannten Treffers von Hackmair trauerte Gludovatz nicht nach. "Ein Tor zählt nicht, wenn der Ball im Tor ist, sondern erst wenn er wieder am Mittelpunkt liegt."

Der Ärger über den verpassten Sieg hielt sich also in Grenzen, vielmehr freute den Burgenländer, dass seine Schützlinge den positiven Trend aus den ersten beiden Partien mitnahmen und sogar noch verstärkten. "Es ist nicht schwierig, einmal eine gute Leistung zu bringen, sondern diese Leistung zu bestätigen. Und genau das haben die Spieler gemacht." Der Erfolgslauf der österreichischen Nachwuchs-Kicker hat für Gludovatz auch sozialpsychologische Gründe. "Wenn man sieht, wie stark der interne Zusammenhalt ist weiß man, dass die Basis gelegt ist."

"Es hat sich eine Vertrauensbasis gebildet"

Doch nicht nur das Verhältnis der Spieler untereinander, sondern auch jenes zum Betreuerstab trägt wesentlich zu den positiven Resultaten bei. "Es hat sich eine Vertrauensbasis gebildet. Die Spieler vertrauen uns und wir haben großes Vertrauen in alle von ihnen", so Gludovatz, der schon 20 von 21 Kader-Spielern eingesetzt hat.

Kurz nach dem Schlusspfiff beschäftigte sich der Coach schon mit dem kommenden Gegner Gambia. Wie schnell bzw. ob überhaupt DVDs von den bisherigen WM-Partien der Afrikaner aufgetrieben werden konnten, stand zunächst noch in den Sternen. Informationen über den Achtelfinal-Kontrahenten holte Gludovatz vorläufig einmal vom Technischen ÖFB-Direktor Willi Ruttensteiner, der bei Gambia - Neuseeland (1:0) im Stadion gesessen war, sowie von den Red-Bull-Salzburg-Scouts ein.

Vom Papier her war der zweite Gruppenplatz optimal, denn als Erster hätte Portugal, als Dritter Mexiko gewartet. Gludovatz will sich an solchen Spekulationen aber nicht beteiligen. "Jede Mannschaft, die sich für das Achtelfinale qualifiziert, hat einen hohen Level. Gambia hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert und gegen Portugal in nummerischer Unterlegenheit gewonnen", warnte der Teamchef.

Er glaubt nicht, dass seine Spieler in ihrer derzeitigen Euphorie die Afrikaner unterschätzen könnten. "Wenn das einer macht, werde ich ihm das sofort austreiben. Wir sind als Underdog hergekommen, da kann es nicht sein, dass wir auf einmal im Achtelfinale Favorit sind."

Die Trainings-Planungen laufen aber auch bereits in Richtung Viertelfinale, wo am Samstag der Sieger aus Uruguay - USA der Gegner wäre. "Ich kann ja nicht so hintrainieren, als ob am Mittwoch alles aus wäre. Natürlich muss ich ein mögliches Samstag-Spiel im Hinterkopf haben."

Auch über eine mögliche Aufstellung gegen Gambia machte sich Gludovatz schon Gedanken. So scheint es möglich, dass es zu einem neuerlichen Goalie-Wechsel kommt (in den drei Gruppenspielen kamen alle drei Tormänner zum Einsatz), auch an anderen Positionen könnte es Veränderungen geben. "Es wird ein Problem für mich, wieder die ideale Mischung zu finden, das setzt mich schon unter Druck. Ich werde drei, vier Spielern weh tun müssen, die gegen Chile eine ausgezeichnete Leistung gebracht haben."

Eine Einschätzung, wie weit seine Mannschaft im Turnierverlauf noch kommen könnte, wollte Gludovatz nicht abgeben. "Ich kann ja nicht einmal voraussagen, ob wir noch besser spielen können als gegen Chile." (APA)