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Geht es nach Vizekanzler Molterer, soll die Schuleinschreibung um etwa 15 Monate nach vor verlegt werden. Direktoren sollen die Deutschkenntnisse der SchülerInnen prüfen.

Foto: ap/CHUZAVKOV
Bei der anstehenden Klausur in Eisenstadt - Dienstag und Mittwoch zieht sich die Koalition zum zweiten Mal seit ihrem Amtsantritt zum Nachdenken zurück - will die Regierung unter anderem die Details rund um die Einführung der Vorschule klären.

Während die SPÖ schon seit Monaten auf ein verpflichtendes Jahr für alle Fünfjährigen drängt und Bildungsministerin Claudia Schmied die Maßnahme bereits wegen "finanzieller Gründe" abgeblasen hatte, kann sich die ÖVP nun einen verpflichtenden Kindergartenbesuch vorstellen. Allerdings nur für Kinder mit Sprachproblemen.

Deutsch ist Pflicht

Dafür müsse die Schuleinschreibung um etwa 15 Monate nach vor verlegt werden, erklärte Molterer. Der jeweilige Schulleiter solle dabei feststellen, welche Kinder Deutschdefizite haben: "So entsteht die Verpflichtung, dass das Kind in diesem einen Jahr vor der Schule ausreichend lernt. Denn die deutsche Sprache ist einfach Voraussetzung. Und das ist keine Frage der Staatsbürgerschaft."

Leider sei es aber "Tatsache", dass muslimische Eltern oft ihren Kindern den Kindergartenbesuch verbieten würden: "Ich will, dass diese Kinder die Chance bekommen, spielerisch Deutsch zu lernen." Bei dem endgültigen Modell, das Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) bis zur Klausur ausarbeiten, solle deswegen auch die Frage der Integration mitberücksichtigt sein. Molterer, bestimmt: "Ich erwarte mir hier ein Ergebnis. Hier können wir nicht wegschauen."

Zumindest die rote Reaktion auf die schwarzen Vorhaben fiel diesmal nicht ganz so harsch aus wie in den vergangenen Wochen. Bundesgeschäftsführer Josef Kalina bezeichnete Molterers Vorstellungen zur Vorschule zwar als "Schmalspurvariante" und die angestrebte Konzentration auf Sprachkurse als "zu wenig". Er betonte aber, eine Verpflichtung für "Kinder mit sprachlichen und sozialen Schwierigkeiten sei "wichtig". Von ihrer Maximalforderungen "Vorschule für alle Kinder" scheinen die Sozialdemokraten also endgültig abgerückt zu sein.

Die Oppositionsparteien glauben jedenfalls nicht an den neu ausgerufenen Frieden in der Koalition. Eva Glawischnig, stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, ortete einen "Realitätsverlust" bei der ÖVP - und pochte auf "erschwingliche Kindergartenplätze sowie eine umfassende Talentförderung für alle". (nw/DER STANDDARD Printausgabe, 9. Juli 2007)