Sagen Sie nicht, ich hätte es nicht versucht: Ein Semester lang Weinchallenge zum Beispiel - jeden Monat einen Freitagabend mit dem Bus aus Heiligenstadt nach Langenlebarn geshuttelt. Menü plus zwei Winzer jeweils. Viele große trinktechnische Entdeckungen (für mich, nicht für die kundige Weinwelt, weiß schon) gemacht, von Vorspannhof bis Preisinger Claus. Aber vom Essen nie wirklich überzeugt.
Brüder, zur Sonne
Sonntags habe ich immer wieder in der sonnenlosen Verzweiflung über den Schließtag der Familie Sodoma den Ausflug nach Langenlebarn gewagt. Jedesmal lief bei der Lektüre der (übrigens ziemlich rufzeichenverseuchten) Speisekarte das Wasser im Mund zusammen, aber beim Verspeisen ereilte mich dann das Gefühl: Irgend etwas fehlt bei Zunge & Co auf Zunge & Co. Die Weine aus dem wahnwitzig bestückten Keller spendeten Trost.
Und dann das: Wieder ein sonniger, aber sonnenfreier Tag des Herrn, der Vorabend etwas länger gedauert, den Tag schwächelnd verfaulenzt, versuchen wir wieder einmal den Floh, muss ja auch einmal vorkommen im Schmeck's-Blog: Wird eh nur meine Vorurteile bestätigen, ich kann den Wirten ein bisschen verreißen, die p.t. Poster werden mich prügeln, ich werd mich für meinen dilettantischen Geschmack entschuldigen. So zirka halt.
Der Ochse steppt
Weit gefehlt: Ochsenschlepp ("Ox-Schlepp"), lauwarm als hinreißend zusammengeschmurgelter Spiegel, ein dickes, kräftiges Saucenbett (Wasserbett wär echt das falsche Bild hier) für roten Eichblattsalat, Leinsamen und vor allem gehobelte Steinpilze - sapperlott! Dazu empfohlen: Grüner Veltliner Vinum Optimum von Rudolf Rabl in Langenlois.
Die Krebse mal zwei waren diesmal irgendwie nur mal eins, weil jene in Aspik leider aus und deshalb durch Scampi ersetzt, aber in der Flusskrebsensuppe doch mit den Schalentieren aus Süßwasser (für Neophytenexperten: womöglich amerikanische?). Gar nicht übel, wenn man Aspik mag, aber wir waren ja gewarnt.
Steinpilz & Maibock
Die Steinpilzgnocchi schlichtweg zum Niederknien. Viel besser als die schon grenzgenialen in Florenz (An dieser Stelle widerspricht meine ebenso charmante wie geschmackssichere Begleitung, aber gut). Hier mit Rucola, Parmesan,Rosmarin und feinstem Olivenöl. Versuche dem Herrn Ober die Quelle der sensationellen Röhrlinge zu entlocken, er murmelt leider nur etwas von nicht aus der Gegend, Kärnten wohl. Der Vorabend war zu lange für eine insistierende Recherche. Dumm eigentlich. Muss also noch einmal hin.
Was ohnehin kein Fehler wäre: Der Maibock (III für den Rücken, jedenfalls bei diesem wunderbaren Wild, und wo wir schon bei den internen Speisekarten-Kürzeln sind: I steht für gebacken, II für geschmort) ist schließlich einfach herrlich. Zart, prachtvolle Sauce, dazu krosse (Herr Hilberg schimpft jetzt) Palatschinke mit Mandeln und Pastinakenpüree. Weinempfehlung dazu: Cuvee Tetuna 2000 von Goldenits in Tadten.
Essen im Akkord
Möglicherweise würde Herr Dollase jetzt (natürlich viel wortgewandter) über die Textur von knuspriger Hülle und cremiger Fülle schreiben, vielleicht sogar von einem gelungenen Akkord. Aber das überlasse ich doch besser dem Profi und ordne diesen Maibock einfach ins oberste Viertel meines kleinen Wildrankings ein.
Na Gut
Wenn's mit dem Floh funktioniert: Vielleicht sollte ich ja einfach noch einmal ins Gut Oberstockstall pilgern, mich auf Florians Geheiß nicht mit (zum Beispiel) irgendwelchen Austernkräutern aufhalten (sowas von fad auf Nudeln) und Kitzbeuschl, Lammwürste, Lammnierndln und womöglich Hoftauben probieren. Manchmal dauert es ja etwas länger, bis Wirt und Gast zueinander finden.