Osteoporose-Faktor
"Es gibt derzeit die Überlegung dass der Knorpelschwund eigentlich vom angrenzenden Knochen ausgeht", berichtet Heinrich Resch, Leiter der Abteilung für Rheumatologie, Osteologie und Gastroenterologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien, der sich als Experte für Osteoporose seit Jahren auch mit der Arthrose beschäftigt. In den Knochen von Arthrosepatienten wurden große Mengen an Entzündungszellen gefunden. Der Verdacht, dass diese Zytokine in den Knorpelbereich wandern und dort eine Destruktion veranlassen, liegt für den Osteologen nahe. Der Angriffspunkt neuer Medikamente ist daher nicht mehr ausschließlich das Kniegelenk, sondern vielmehr der gelenksnahe Knochen.
Therapiemöglichkeit
"Möglicherweise lässt sich mit Strontiumranelat, ein Medikament das wir in der Behandlung der Osteoporose bereits erfolgreich einsetzen, der Fortschritt der schmerzhaften Arthrosen stoppen oder gar verbessern", erklärt Resch. Strontiumranelat wirkt als so genanntes DABA (Dual Acting Bone Agents) auf zweifache Weise: Es stimuliert nicht nur über die Osteoblasten den Knochenaufbau und bremst die knochenabbauenden Osteoklasten, sondern zeigt experimentell auch Wirkung auf den Knorpelstoffwechsel. Im Rahmen einer internationalen Studie soll nun die Wirksamkeit von Strontiumranelat in der Therapie von Kniearthrosen bewiesen werden.
Die Hoffnung auf Besserung bleibt für viele Menschen derzeit unerfüllt. Mehr als 11.000 künstliche Knieprothesen werden in Österreich jährlich implantiert. Die Operation dient als letzte Option, um chronische Knieschmerzen loszuwerden. "Mit der neuen Endoprothese ist es leider noch nicht getan. Das operierte Bein bleibt für lange Zeit wesentlich schwächer wie das gesunde", weiß Mathias Wewalka, Facharzt für Physikalische Medizin am Wiener Wilhelminenspital. Grund ist eine Muskelasymmetrie, die für Betroffene eine erhöhte Sturzgefahr bedeuten kann.
Innovative Geräte
Mit einer neu entwickelten Trainingsmethode versucht man nun die Leistungsdifferenz beider Beine auszugleichen. Dusan Hamar vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Bratislava und Helmut Kern, Leiter des Ludwig Boltzmann Institutes für Elektrostimulation und allgemeine Rehabilitation im Wilhelminenspital, haben spezielle Trainingsgeräte entwickelt. "Das Ziel war, effektive Geräte für ein Krafttraining zu entwickeln und diese in der Rehabilitation von Patienten mit beeinträchtigten Muskelfunktionen einzusetzen", berichtet Hamar.
Aus einer Idee wurde das Projekt "Grenzenlos bewegen". Eine Kooperation zwischen Bratislava und Wien, mit dem Ziel, im Wiener Wilhelminenspital ein Muskelaufbautraining für Kniepatienten nach Operationen zu etablieren. Mit dem isokinetischen Fahrrad ist der Testbetrieb in Wien bereits im Gange. "Mit isokinetischen Maschinen kann man konstante Bewegungsgeschwindigkeiten vorgeben", erklärt Wewalka den Unterschied zum herkömmlichen Fahrradergometer. Egal wie kräftig man in die Pedale tritt, man wird nicht schneller. Was sich ändert, ist der Widerstand, gegen den man radelt. "Die Methode schont die Gelenke und ermöglicht es, beide Beine unterschiedlich stark zu trainieren", ergänzt er. Bewegung ohne Überlastung, denn niemand ist in der Lage mit mehr als seinem eigenen Körpergewicht in die Pedale zu treten.
Gute Schwingung
Ebenfalls fürs Rehab-Knie maßgeschneidert ist die isokinetische Beinpresse. Während der Patient beim Training eine Streckbewegung ausführt, erzeugt das Gerät eine schwingende Gegenbewegung. Die Hypothese, dass diese den Muskel und das Nervensystem zusätzlich stimuliert und einen besseren Trainingseffekt erzeugt, ist für Knieoperierte von nachhaltiger Bedeutung. Hamar ist überzeugt, dass Muskelkraft Menschen nur dann nützlich ist, wenn sie auch schnell produziert werden kann. "Kommt die Kraft zu spät, bleibt das Kniegelenk ungeschützt und ist verletzungsanfälliger", erklärt er.