Ungewohnte Aktivität entfaltete sich am Sonntag auf dem Jüdischen Friedhof in Wien-Währing: Angehörige der US-Botschaft begannen damit, in Privatinitiative den "Dschungel" zu roden. Die Anlage befindet sich nach jahrzehntelanger Vernachlässigung im Zustand fortgeschrittener Devastierung - obwohl sich die österreichische Bundesregierung im Washingtoner Abkommen 2001 verpflichtet hatte, wesentlich zur Sanierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe beizutragen.

Foto: Robausch

Das weitläufige Areal, das sich eigentlich auf Döblinger Boden befindet, ist ein bedeutendes geschichtliches Denkmal. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1784 war es über 100 Jahre lang die Hauptbegräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde.

>>>Hier eine ausführliche Darstellung von Geschichte und Zustand des Friedhofs.

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Für die Historikerin Tina Walzer, die mit langem Atem für die Erhaltung des Friedhofs und gegen Behörden-Indifferenz kämpft,...

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...gab es also diesmal gute Neuigkeiten: Ein Dutzend Frauen und Männer aus dem diplomatischen Corps der USA hatte sich kurzentschlossen zusammengefunden, um dem wildwuchernden Bewuchs zu Leibe zu rücken.

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Denn erst, wenn dieser halbwegs beseitigt ist, kann die Inventarisierung der Grabstätten (insgesamt über 8000) vorangehen,...

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...an welcher Walzer (Ko-Autorin des Buches "Unser Wien. 'Arisierung' auf Österreichisch") im Rahmen eines vom Zukunftsfonds für ein Jahr finanzierten Projekts arbeitet.

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Die benötigten Gerätschaften...

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...und Proviant wurden von den Freiwilligen auf eigene Kosten angeschafft.

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Dann schritten sie zur Tat, lieferten ein bemerkenswertes Beispiel unprätenziöser Hilfeleistung und beschämten die Haltung der eigentlich Zuständigen. Deren Taktik scheint (einmal mehr) zu sein: Auf die lange Bank schieben. (rob)

Kommentar:

Beschämend - Die Republik fängt sich mit der Rodung des Dschungels auf dem Jüdischen Friedhof durch US-Amerikaner eine politische Ohrfeige ein - Von Michael Simoner

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