Klaus Hoffers flirrender Roman "Bei den Bieresch" in Neuauflage
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Kafka. Kommunikationstheorie. Burgenland. Unter diesen drei Schlagwörtern wird Klaus Hoffers
Bei den Bieresch
im "Verzeichnis lieferbarer Bücher" geführt. Vor einem Vierteljahrhundert in der
collection s. fischer
erstmals publiziert, erscheint nun eine Neuausgabe. Das ist so ehrenwert wie ambitioniert. Denn der Grazer zählt zur Riege der fast verstummten Autoren; und
Bei den Bieresch
hängt heute der leicht dubiose Ruch des preisgekrönten "Geheimtipps" an. Dabei schwärmte einst etwa Friederike Mayröcker überschwänglich von dieser Prosa. "Ich glaube", schrieb sie, "es gehört zum Interessantesten überhaupt, was man heute so lesen kann." Wie viele es aber gelesen haben dürften?
Kam Hoffers Roman damals zu früh? Kommt er nun zum richtigen Zeitpunkt heraus? Ist man mittlerweile bereit, sich auf eine Geschichte fern aller Erwartungen, die eine Vielzahl an Geschichten kaleidoskopartig in sich vereint, einzulassen? Denn die Geschehnisse und Kaskaden an Ausführungen, Anekdoten und Reflexionen, die über den Protagonisten Hans hereinbrechen, bleiben ein Geheimnis von rätselhafter, mal aufblitzender, dann wieder perlmuttartiger trügerisch-trüber Schönheit.
Hans muss einer alten Tradition folgen und nach dem Tod seines Onkels im Gebiet der Bieresch, das an der Ostseite des Neusiedler Sees zu verorten ist, ein Jahr lang dessen Identität annehmen. Diese Volksgruppe ist fremdartig und doch der ausgesperrten Außenwelt nicht unähnlich. Bizarre Rituale muss Hans ebenso absolvieren, wie er zahllosen Erklärungen, Kommentaren, Gedankenzügen ins Nichts und überbordenden Erzählern ausgesetzt ist, die Dinge rapportieren, denen eine eigene Logik eignet. "Unsere Geschichte ist der Knoten, der sich knüpft, wenn man ihn löst, sagen die Bieresch." So das Motto des zweiten Teils. Womit ausgedrückt wird, was dieser Roman ist - ein literarisches, anspielungsreiches, suggestives Rätselwerk von ganz diesseitiger Sinnlichkeit. Es ist ebenfalls ein stark von Akustischem durchzogenes Buch. Heinz Schafroth spricht in seinem Nachwort, das der Droschl-Verlag als flankierende Lesehilfe beigebunden hat, ganz richtig von "der diffusen, abgründigen und irritierenden Existenz der Bieresch". Diese Diffusion, dieses Diffundieren in ein sich selbst fast aufhebendes Flirren zeichnet diesen Roman aus, der keiner sein will, der eine Travestie auf das Metier des klassischen Entwicklungsromans ist, und hebt ihn heraus aus der Masse brav an der Realität Maß nehmender Literatur. (Alexander Kluy/ ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 07./08.07.2007)
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