Budapest - Der Staatssekretär für Personalfragen im Amt des
ungarischen Ministerpräsidenten, Gabor Szetey, ist das erste
Regierungsmitglied in Ungarn, das seine Homosexualität öffentlich
eingestanden hat. Bei der Eröffnung des 12. Kultur- und Filmfestivals
der Schwulen und Lesben in Budapest erklärte der 39-jährige
Staatssekretär vor dem Publikum im "Müvesz"-Kino am Donnerstagabend,
er glaube an Gott, an die Liebe, an Freiheit und Gleichheit, sei
Ungar und Europäer, Ökonom, Freund, Kamerad und homosexuell. Szetey,
der für sein Geständnis Beifall erntete, bedauerte, dass er elf Jahre
mit dieser Erklärung gewartet habe.
Zweiter bekennender homosexueller Politiker in Ungarn
Laut Szetey habe der sozialistische Premier Ferenc Gyurcsany von
dem "Anderssein" seines Staatssekretärs gewusst. Vor seinem
öffentlichen Geständnis habe er sich mit Gyurcsany konsultiert, der
keine Einwände gehabt habe, erzählte er weiter. Szetey ist sich
zugleich sicher, dass er nun Angriffen ausgesetzt sein wird, betonte
der Staatssekretär in der Boulevardzeitung "Blikk" (Freitagausgabe).
Mit seinem Partner, dem Küchenchef eines Restaurants, lebe er bereit
sechs Jahre zusammen. Szetey ist erst der zweite ungarische
Politiker, der seine Homosexualität öffentlich eingestanden hat.
Bisher hatte sich nur die liberale Parlamentsabgeordnete Klara Ungar
dazu bekannt.
Rechtsextreme Proteste gegen Parade
Die TeilnehmerInnen der für Samstag geplanten
"Gay-Pride"-Parade der Schwulen, Lesben, Bisexuellen und
Transgender in Budapest müssen mit Anfeindungen rechnen. Die
rechtsextremistische Organisation Jobbik (Für ein besseres Ungarn)
hatte gegen die Veranstaltung protestiert und angekündigt, mit
Kameras und Fotoapparaten die TeilnehmerInnen dieser "das öffentliche
Schamgefühl verletzenden" Demonstration zu erwarten. (APA)