Bild nicht mehr verfügbar.

Ein elfjähriges Mädchen nach dem Bombenanschlag in Emerli.

Foto: AP /Yahya Ahmed
Tuz Khurmato/Sulaimaniya/Bagdad - Bei dem Autobombenanschlag auf einen belebten Markt im nordirakischen Tuz Khurmato sind vermutlich sehr viel mehr Menschen getötet worden, als bisher angenommen. Die örtlichen Behörden befürchteten am Sonntag, dass bei dem Attentat am Vortag bis zu 150 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Zahl 130 könne bereits bestätigt werden, erklärten die Polizei und der Bürgermeister des Ortes.

20 weitere Menschen würden aber noch vermisst - und es sei davon auszugehen, dass auch sie umgekommen seien, fügte die Polizei hinzu. Zudem seien 50 kleinere Geschäfte und ebenso viele Häuser durch die Explosion zerstört worden. Zuletzt waren die Behörden von etwas mehr als 100 Toten ausgegangen.

Sollte sich die Zahl 150 bestätigen, wäre der Anschlag von Tuz Khurmato einer der folgenschwersten seit Einmarsch der US-geführten Truppen im Irak im Jahr 2003.

Zentrum zerstört

Die Explosion habe das Zentrum von Emerli zerstört, sagte der Vize-Polizeichef des Nachbarorts Tuz Khurmato, Hussein Ali Rashid. Nach der Detonation sei ein Feuer ausgebrochen, das sich schnell auf zahlreiche Geschäfte ausgebreitet habe. In Emerli leben vornehmlich schiitische Turkmenen, die im Irak eine Minderheit darstellen.

Selbstmordanschlag vor zwei Monaten

"So einen schweren Anschlag hat es in Emerli noch nie gegeben", sagte ein Geschäftsbesitzer, der sich im Krankenhaus von Kirkuk wegen einer Verletzung behandeln ließ. Splitter der Explosion hätten Menschen getötet, die hunderte Meter von dem Anschlag entfernt gewesen seien. Teilweise mit privaten Autos wurden blutüberströmte Menschen in die Krankenhäuser von Tuz Khurmato und nach Kirkuk gebracht. Dort waren bei einem Selbstmordanschlag auf einen Polizeiposten vor zwei Monaten zwölf Menschen getötet und 178 weitere verletzt worden.

Selbstmordattentat im Osten Bagdads

Im Osten Bagdads sprengte sich ein Selbstmordattentäter in seinem Auto an einem Kontrollpunkt in die Luft. Dabei starben nach Armeeangaben sechs Menschen, darunter fünf irakische Soldaten.

Im Osten des Landes an der Grenze zum Iran raste am späten Freitagabend ein Attentäter mit seinem Wagen in eine Gruppe schiitischer Kurden, die gerade von einer Beerdigung zurückkehrten. Er sprengte den Wagen in die Luft und riss nach Behördenangaben 22 Menschen mit in den Tod, 17 wurden verletzt.

In Bagdad wurden in der Nacht bei einem Granatenangriff sieben Mitglieder einer Familie im Schlaf getötet, darunter vier Kinder im Alter von neun bis 17 Jahren. Die Familie schlief nach Angaben des Innenministeriums auf dem Dach ihres Hauses in dem mehrheitlich sunnitischen Viertel Fadhil im Zentrum der irakischen Hauptstadt. In der unmittelbaren Nachbarschaft des Stadtteils liegen mehrere, vor allem von Schiiten bewohnte Bezirke. Wegen Temperaturen von häufig mehr als 40 Grad Celsius auch in der Nacht schlafen viele Menschen in Bagdad unter freiem Himmel. Klimaanlagen funktionieren wegen der häufigen Stromausfälle nur unzuverlässig.

Kämpfe in Basra

Britische Soldaten gingen am Samstag im Süden des Landes massiv gegen Aufständische vor. Militärvertreter sprachen vom größten Einsatz der Truppen in diesem Jahr. Bei den heftigen Kämpfen mit den Moslem-Extremisten in Basra kam ein britischer Soldat ums Leben, drei weitere wurden verletzt. Die Truppen wurden in Basra mit Bomben, Panzerabwehrraketen und Schusswaffen angegriffen, wie die britischen Streitkräfte mitteilten. Mehrere Verdächtige seien festgenommen worden.

Das US-Militär teilte unterdessen mit, dass in den vergangenen zwei Tagen erneut acht US-Soldaten im Irak getötet wurden. Damit stieg die Zahl der getöteten US-Soldaten seit Monatsanfang auf 22. In den vergangenen drei Monaten kamen so viele US-Militärangehörige ums Leben wie noch nie in einem Quartal seit der Invasion im März 2003.

Von US-Armee festgenommene Iraner von Diplomaten besucht

Fünf Iraner, die das US-Militär im Jänner dieses Jahres in der kurdischen Regionshauptstadt Arbil festgenommen hatte, haben unterdessen am Samstag erstmals Besuch von offiziellen Vertretern ihres Landes bekommen. Drei Diplomaten, unter ihnen der iranische Botschafter in Bagdad, konnten die Gefangenen nach Vermittlung des irakischen Außenministeriums an einem nicht genannten Ort sehen, wie das Ministerium in Bagdad bekannt gab. Die US-Armee wirft den fünf Männern vor, den iranischen Revolutionsgarden anzugehören und schiitische Milizen im Irak unterstützt zu haben. Nach Angaben der iranischen Regierung handelt es sich dagegen um Diplomaten. (APA/Reuters/dpa/AP)