Feste feiern:

Das können sie, die Italiener. Seit der Antike. Panem et circenses et cetera. In dem Fall geht's auch irgendwie darum, das Volk bei Laune zu halten, das autokaufende nämlich.

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Und so

ließ sich praktisch die ganze Nation von Fiat laden zum Fest der Wiedergeburt des legendären 500er, landessprachlich Cinquecento. Pünktlich in der Nacht des amerikanischen Nationalfeiertags, am 4. Juli, wurde das Baby aus der Taufe gehoben - exakt 50 Jahre nach dem historischen Vorbild.

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Inszeniert

wurde die bombastische Show am Po in Turin - nein, nicht vom großen Fellinius, sondern von Star-Zeremonienmeister Marco Balich.

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Rückwärts

blicken und dabei den Vorwärtsgang einlegen, das wurde in den vergangenen Jahren schon mehrfach versucht. VW ersann den Käfer neu, der wurde als New Beetle zumindest in den USA ein Erfolg. In Europa weniger.

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Als echten

und globalen Sensationserfolg kann BMW hingegen die Neuauflage des Mini verbuchen, der sündteure Retro-Kleinwagen verkauft sich über alle Erwartungen gut.

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Und nun

erwartet sich also Fiat von der Wiedergeburt des Cinquecento eine Renaissance der Beliebtheit der gesamten Marke. Dazu kurz folgende Rückblende.

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Einen

ersten Fiat 500, auch Topolino genannt, gab's schon in den Jahren 1936 bis 1955. Jener 500er, auf den sich der Neue stilistisch bezieht, rollte als Topolino-Erbe 1957 bis 1976 vom Band (auch als Austro-Fiat, nämlich Steyr-Puch). Erstaunliche 3,7 Millionen Mal. Der Wirtschaftswunder-Fiat passte eben perfekt in die Dolce-Vita-Ära.

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Dessen Nachfolger,

der 600er, wurde 1972 bis 2000 in Polen gebaut, und weil da ein polnischer Papst in Rom Dienst versah, kam rasch der Witz auf, der Kleinwagen werde heilig gesprochen - weil man in ihm keine Sünde begehen könne.

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Nur verkaufen

wollte er sich nie so recht, es fehlte das Unverwechselbare des Vorgängers. Wer umstieg, entschied sich, vor allem in Italien, oft für den Panda. Und seit einigen Jahren für den City-Winz Smart. Der passte perfekt in die engen Städte Europas, nicht nur südlich der Alpen.

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Stichwort Panda:

Der kommt erstens aus Polen und liefert zweitens die technische Basis für den neuen 500er. Der darum ebenso in Polen gebaut wird wie der gemeinsam mitentwickelte neue Ford Ka. Wollte man also pingelig sein, würde man bekritteln, dass die Neuinterpretation dieses Italo-Denkmals nicht aus der angestammten Heimat kommt.

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Andererseits

liefern die Polen, wie man hört, die beste Qualität aller Fiat-Werke. Demnach nicht verwunderlich, wenn der Cinquecento bei den ersten Testfahrten rund um die eingangs geschilderten Festivitäten nicht nur einen sympathischen, sondern auch soliden, proper verarbeiteten Eindruck hinterließ. Im Fahrbetrieb erinnert er übrigens nur entfernt an den Panda, das Fahrwerk des 500er ist knackiger abgestimmt.

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Ähnlich

wie beim Mini hat der Neue mit dem Alten außer der knuffigen Form nichts gemein. Statt 2,97 gibt's demnächst 3,55 Meter Auto. Statt Heckmotor/-Antrieb Frontmotor/-Antrieb.

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Dafür

wechselte der Köfferchenraum von vorn nach hinten und darf sich halbwegs ernsthaft Kofferraum nennen. Zumal aus 185 Liter Volumen bei umgelegter Rückbank bis zu 550 werden.

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Und es ist Platz

nicht nur für drei, sondern für vier Grazien (oder Herren), trotz doch sehr beengter Sitzverhältnisse hinten. Im Interieur herrscht ein stimmiger Mix aus historischen Zitaten und modernsten (unterhaltungs-)technischen Annehmlichkeiten.

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Und so

steht also zu vermuten, dass bald schon ziemlich viele sagen werden: Cinquecento? Mille grazie, Fiat! (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 7.6.2007)

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Fiat

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