Ein Designer kam in die Küche: Multigestalter Ora-Ïto entwarf...

Foto: Hersteller

...für Gorenje future-träch-tige Kochstätten.

Foto: Hersteller
Foto: Hersteller

Das Maßmöbel aus weißem Corian ist auf Bestellung erhältlich - um 50.000 Euro.

Foto: Hersteller

Wie ein Japaner sieht Ora-Ïto nicht aus. Der 30-Jährige verfügt über die geschmeidigen Gesichtszüge, den sinnlichen Blick und das gekräuselte Bärtchen eines waschechten Franzosen. Ora-Ïto hat - wie so vieles in seinem Leben - diesen Namen einfach erfunden. Der Fantasie hatte er dabei nie Grenzen gesetzt: Mal ernannte sich der Agent Provocateur zum Art Director von Apple, mal zum Chefdesigner von Louis Vuitton - oder er inserierte in Hochglanzmagazinen frei erfundene Label-Produkte, die es gar nicht gab.

Eines Tages kam der Hacker der Design-Unterwelt schließlich doch ans Tageslicht und bekam dann tatsächlich reale Aufträge von Levi's, Heineken, Toyota, Cappellini und einigen mehr. Zuletzt entwarf Ora-Ïto eine Küchenlinie für Gorenje. Präsentiert wurde das neue Flaggschiff des slowenischen Geräteherstellers im Museumsquartier in Wien. Doch warum griff Gorenje gerade zum französischen Shootingstar? "Ora-Ïto ist so dreist, so anders, so waghalsig, er schwimmt gegen den Strom", sagt Franjo Bobinac, Vorstandsvorsitzender von Gorenje, "deswegen ist er eine fantastische Wahl für Gorenje."

Simplexity

Die neuen Küchengeräte, die für den Designer unter den selbst erfundenen Begriff "Simplexity" fallen, kommen mit wenigen Mitteln, Formen und Farben aus. Die beiden einzigen Grundzutaten sind schwarz lackiertes Glas und ein Bügel aus gebürstetem Aluminium. Nichts mehr.

Sämtliche Blenden, Leistchen und Schrauben sind aus dem Blickfeld verbannt, der einzige Schmuck ist der eingefräste Schriftzug in der Mitte des breiten Griffs. "Ich habe alles gestrichen, was wir nicht benötigen", sagt Ora-Ïto über seinen jüngsten Wurf, "übrig blieb nur das Wesen des Produkts." Die Tatsache, dass Kochen etwas Sinnliches ist, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Doch hier soll es irgendwie um Sex gehen. Man greift zum Kühlschrank, zum Geschirrspüler, zum Backofen, die Hand schmiegt sich an den kühlen Griff, man packt zu, reißt das Ding auf, und - mit einem Schlag ist der Traum zu Ende. Urplötzlich wird man von der Geräte-Realität eingeholt. Der Kühlschrank ist weiß wie eh und je, Gemüsefach und Eierfach kommen in altbackener Konfektionsgröße daher.

Freilich verbringt man den Großteil seines Tages nicht formenhungrig vor dem offenen Kühlschrank, doch ein bissl mehr franko-japanischer Pep hätte auch dem Innenleben der neuen Gerätelinie gut getan. (Wojciech Czaja/Der Standard/rondo/06/07/2007)