Peking - Eine Schlägerbande hat in Südchina rund dreihundert streikende Wanderarbeiter, die seit vier Monaten vergeblich auf Lohn warten, mit Spaten und Stahlrohren brutal verprügelt. Ein Arbeiter erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er keine Überlebenschance mehr habe, berichtete die Zeitung "Chongqing Chenbao" am Montag. Weitere Wanderarbeiter seien verletzt worden. Als die Arbeiter auf der Baustelle für ein Wasserkraftwerk am Dong-Fluss in Dongyuan (Provinz Guangdong) am Freitag die Arbeit niedergelegt hätten, seien mehr als 200 Schläger über sie hergefallen.

Der Zwischenfall ist ein weiteres Beispiel für Misshandlung und Ausbeutung von Wanderarbeitern in China, deren Schicksal nach dem Skandal um Sklavenarbeit in Ziegeleien - unter anderem von vielen Kindern - zunehmend von Chinas Medien ausgegriffen wird (derStandard.at berichtete). Die Polizei habe vier Verantwortliche festgenommen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Chinas Bautenminister Wang Guangtao habe eine sofortige Untersuchung angeordnet.

"Die erste Gruppe von rund 50 Gangstern kam mit Spaten, die zweite mit Äxten, Stahlrohren und Säbeln", sagte ein Wanderarbeiter der Zeitung. "Selbst als die Polizei kam, hörten sie nicht auf, nach uns zu schlagen", sagte ein anderer. Ein Behördensprecher wollte nichts von einem Angriff auf die Arbeiter wissen, sondern sprach laut Xinhua von einem "gewaltsamen Konflikt" zwischen mehr als 30 Arbeitern und anderen Mitarbeitern des Unternehmens. Die Baufirma räumte ein, Löhne einbehalten zu haben, weil sich die Besitzer des Wasserkraftwerks weigerten, für Material und Gerät aufzukommen, das im vergangenen Sommer bei Überschwemmungen fortgeschwemmt worden sei.

Wegen des von ihm in Auftrag gegebenen Mordes an dem chinesischen Wirtschaftsjournalisten Lan Chenzhang ist der Bergwerksbetreiber Hou Zhenrun in der Provinz Shanxi am Mittwoch voriger Woche zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die fünf Mitglieder des Schlägertrupps, die Lan totschlugen, erhielten jeweils eine fünfzehnjährige Haftstrafe. Die Verurteilten müssen an die Hinterbliebenen des Opfers umgerechnet rund 38.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. (APA/dpa)