Islamabad - Bei Zusammenstößen zwischen radikalislamischen Koranschülern und Sicherheitskräften in Pakistan sind am Dienstag mindesten zwölf Menschen getötet worden. 140 weitere wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Unter den Toten waren demnach ein Soldat, ein Journalist, mindestens vier Koranschüler und mehrere Schaulustige.

Geistliche der Lal Masjid ("Rote Moschee") in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, an der die Burschen und Mädchen studierten, schworen angesichts der Toten Rache für das "Blut der Märtyrer" durch Selbstmordattentate. Die Islamisten wollen Pakistan in einen islamischen Staat verwandeln, wie ihn die Taliban in Afghanistan errichteten.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Beide Seiten beschuldigten einander, zuerst das Feuer eröffnet zu haben. Nach Angaben von Sicherheitskräften begannen die Kämpfe, nachdem Koranschüler - unter ihnen auch mit Burkas verhüllte Mädchen - Polizisten in der Nähe der Moschee mit Schlagstöcken angegriffen und vier Gewehre und ein Radio entwendet hatten. Die Polizei habe daraufhin Tränengas eingesetzt.

Islamisten mit Gasmasken hätten sich anschließend Schusswechsel mit den Sicherheitskräften geliefert, die bis zum Nachmittag andauerten. Den Angaben zufolge setzten die Koranschüler mehrere Regierungsgebäude in Brand, darunter das in der Nähe der Moschee gelegene Umweltministerium.

Die Lal Masjid befindet sich seit mehreren Monaten im Konflikt mit der Regierung. Präsident Pervez Musharraf hatte in der vergangenen Woche erklärt, Selbstmordattentäter einer mit der Terrororganisation Al-Kaida in Verbindung stehenden militanten Gruppe versteckten sich in dem Gotteshaus. Von einer Stürmung hatten die Behörden bisher abgesehen, vor allem, um die tausenden von Schülern und besonders die Schülerinnen zu schützen. Am Abend berieten Musharraf, Ministerpräsident Shaukat Aziz und hochrangige Sicherheitsbeamte über das weitere Vorgehen angesichts der Eskalation. (APA)