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Auch in der nicht explodierten Autobombe von Glasgow wurden große Mengen Beweismaterial sichergestellt.

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Die "verdächtigen Gegenstände", wegen derer am Dienstag die Londoner U-Bahn-Station Hammersmith geräumt wurde, stellten sich als Feuerlöscher heraus.

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Während so gut wie alle britischen Zeitungen am Dienstag mit der Verhaftung des Neurologen Mohammed Jamil Abdelqader Asha aufmachen (die Sun bezeichnet ihn als "Dr. Evil"), arbeiten die US-Behörden an einer Analyse der möglichen Bedrohungen für die USA. CIA-Direktor Michael Hayden mahnte seine Beamten am Montag in einem Memo mit dem Titel "Staying on Target" zur Aufmerksamkeit. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Hinweise auf geplante Anschläge in den USA, beobachte man die Arbeit der britischen Ermittler sorgfältig, um Rückschlüsse auf die Urheber zu ziehen und ähnliche Angriffe im Frühstadium zu unterbinden.

Warum die Anschläge fehlschlugen

Dass keine der drei Autobomben in Großbritannien detonierte, lässt Experten an der Professionalität der Terroristen und ihren internationalen Verbindungen zweifeln. Die in London gefundenen Fahrzeuge waren mit Gasflaschen, Benzinkanistern und großen Mengen Nägeln vollgepackt und hätten per Mobiltelefon gezündet werden sollen. Ermittler berichten, dass aus dem vor der Diskothek "Tiger Tiger" in der Londoner Innenstadt geparkten Mercedes mehrmals das Klingeln eines Handys zu hören war. Die in der Nähe geparkte zweite Autobombe hätte wohl kurz nach der ersten gezündet werden sollen, um Menschen, die vor der Explosion flohen, zu treffen.

Die Washington Post vermutet, die britischen Terroristen hätten im Gegensatz zur IRA oder den irakischen Aufständischen keinen Zugang zu modernen militärischen Sprengstoffen und müssten deshalb auf überall erhältliche Chemikalien zurückgreifen. Dies werfe Zweifel auf die angebliche Unterstützung der Terroristen durch ausländische Regierungen oder Geheimdienste. Seit im März 2004 ein Anschlagsversuch mit einer aus Kunstdünger und Wasserstoffperoxid hergestellten Bombe vereitelt wurde, überwachen die britischen Behörden den Verkauf dieser Substanzen sorgfältig.

Der Anschlag auf den Flughafen Glasgow am Samstag dürfte eine Panikreaktion gewesen sein: Die Attentäter hätten angesichts der polizeilichen Ermittlungen überstürzt reagiert und nach dem Misserfolg in London beschlossen, ihre Bombe selbst zu zünden, statt auf die fehleranfällige Fernzündung zurückzugreifen, mutmaßt der Independent.

Zahlreiche Spuren

Die Attentäter von London dürften vom Erfolg ihres Plans überzeugt gewesen sein: sie machten sich nicht einmal die Mühe, die Liste der angerufenen Nummern von den Mobiltelefonen in den Autos zu löschen. Außerdem gelang es den Ermittlern, zahlreiche Fingerabdrücke sicherzustellen - die BBC spricht von einer "Goldmine von Beweisen". Auf einem der Telefone hatte kurz zuvor der Immobilienmakler Daniel Gardiner angerufen, der die Beamten zu einem Haus in der Glasgower Vorstadt Houston führte. Dort wurden am Sonntag zwei Verdächtige verhaftet.

Auch die Auswertung des automatischen Nummerntafel-Erfassungssystems ANPR lieferte den Ermittlern wertvolle Erkenntnisse: Der inhaftierte Hauptverdächtige, Dr. Mohammed Asha, wurde in seinem Auto auf einer Schnellstraße in Cheshire festgenommen, als er auf dem Weg Richtung Norden war, auch der Weg des sprengstoffbeladenen Mercedes von Schottland nach London soll mittlerwelie rekonstruiert worden sein. In der in den vergangenen Jahren mühsam erstellten Kartei möglicher Terroristen (die Sammlung soll tausende Einträge umfassen) und in den von den USA zur Verfügung gestellten Listen von Personen mit Verbindungen zur Al Kaida schien offenbar keiner der bisher Verhafteten auf.

"Anschlagspläne im Spital entworfen"

Dass der Großteil der bisher Verhafteten im Spitalsbereich tätig waren, gab am Dienstag Anlass für wilde Spekulationen: Der Independent vertritt die Meinung, die Anschlagspläne seien in Spitälern entstanden, die konservative Daily Mail zieht sogar Vergleiche zum KZ-Arzt Josef Mengele.

Während sich der Daily Telegraph bereits mit den Details der Zulassungen ausländischer Ärzte zur Ausübung ihres Berufes in Großbritannien beschäftigt, ist eines sicher: Das britische Gesundheitssystem wäre ohne zugewanderte Fachkräfte nicht zu erhalten - fast die Hälfte der 277,000 praktizierenden Ärzte kommt laut BBC aus dem Ausland, knapp 2000 allein aus dem Irak. (bed/derStandard.at, 3.7.2007)