Wegen der Ermordung des armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink wird jetzt auch gegen die Behörden ermittelt. Ein Anwalt der Familie Dink erklärte am Dienstag, dies habe das türkische Gericht während des ersten Prozesstages am Montag beschlossen. Dabei soll Vorwürfen nachgegangen werden, die Sicherheitskräfte hätten nichts unternommen, um die Tat an dem Herausgeber der armenisch-türkischen Zeitung "Agros" am 19. Jänner zu verhindern.

Zwei der Hauptverdächtigen, Yasin Hayal und Erhan Tuncel, sagten nach Angaben von Anwälten aus, sie hätten für die Sicherheitskräfte gearbeitet. Der mutmaßliche Schütze äußerte sich nicht. Tuncel wird verdächtigt, die Ermordung des Journalisten geplant zu haben. Das Gericht wies die Polizei an, eine Liste seiner Telefonverbindungen zur Verfügung zu stellen.

Dink wurde am 19. Jänner in Istanbul erschossen. Die Tat wurde international scharf verurteilt und löste in der Türkei eine Debatte über die Meinungsfreiheit und das Verhältnis des Staats zu den Nationalisten aus. An einem Trauermarsch in der Bosporus-Metropole nach Dinks Tod hatte eine Viertelmillion Menschen teilgenommen. Türkische Nationalisten wiederum hatten wütend auf diese Solidaritätsbezeugungen mit Dink reagiert. Sie sehen in den Appellen Intellektueller wie Dink und Orhan Pamuk, den Armenier-Völkermord anzuerkennen, einen Verrat an der von Kemal Atatürk gegründeten Republik. (APA/AP)