Wien/Bad Vöslau - Schon allein das Gerücht genügt, um die Wiener FPÖ in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen: In Ottakring drohe der Bau einer Moschee. Dass sonst keiner davon weiß, mindert den Kampfgeist nicht. Man ist quasi präventiv dagegen.

"Eine Großmoschee können wir absolut nicht brauchen", warnt der Klubobmann der Bezirks-FP Christian Hein. Laut Hein soll in der Huttengasse, direkt bei der U-Bahnstation Kendlerstraße, eine "Kuppel" errichtet werden.

Hein weiß offenbar mehr als die Bezirksvorstehung und die Islamische Glaubensgemeinschaft. Bei beiden ist von derlei Plänen nichts bekannt. "Es gibt keine aktuellen Bauansuchen. Alles, was da behauptet wird, stimmt nach derzeitigem Stand nicht", ärgert sich der Ottakringer Bezirkschef Franz Prokop (SPÖ). Das seien nur "Zündeleien der Freiheitlichen". Die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich, Carla Amina Baghajati, spricht von einem "Haufen heißer Luft". Baghajati: "Wir sind dem nachgegangen. Es ist nichts geplant."

"Massive Gerüchte"

In der FPÖ beruft man sich auf die Ottakringer Nachbarschaft: "Es gibt massive Gerüchte unter den Anrainern", meint die FPÖ-Bezirksparteiobfrau Dagmar Belakowitsch-Jenewein. Sie nennt ein, ihrer Meinung nach, weiteres wichtiges Indiz: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die das Grundstück brachliegen lassen." "Die" ist der Verein "Zentrum der islamischen Kultur Imam Ali", dem die zirka 1400 Quadratmeter große, leer stehende Fläche gehört. Und das ist für die FP-Politikerin schon der nächste Beweis, da der gleiche Verein auch im niederöstereichischen Bad Vöslau beim Bau einer Moschee aktiv sei.

Dies jedoch dementiert ein Sprecher des Bauherren für ein türkisches Kulturzentrum in Bad Vöslau: "Mit Plänen in Wien-Ottakring haben wir nichts zu tun", heißt es bei der "Türkisch Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit" (ATIB).

Mit schweren Geschützen von FP-Seite kennt man sich bei ATIB gut aus. Die Planung des "offenen und modernen Gebäudes" für die wachsenden türkisch-muslimischen Gemeinden am Wiener Südrand war von monatelangen FP-Verhinderungsversuchen begleitet - vor allem, als ruchbar wurde, dass das Haus eine Kuppel und zwei Minarette aufweisen solle. Die nach einem halben Jahr Mediation mit der Gemeinde vereinbarte Bauversion weist kein "orientalisches Äußeres" - wie Bürgermeister Christoph Prinz es nannte - mehr auf. (pm, bri/DER STANDARD-Printausgabe, 03.07.2007)