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Viele Streitpunkte, aber gute Laune:_Der russische Staatschef Putin und US-Präsident Bush versuchten auf der Sommerresidenz der Bush-Familie die Spannungen über Raketen und den Kosovo beizulegen.

EPA/MIKHAIL KLIMENTIEV RIA NOVOSTI/KREMLIN POOL
Kennebunkport – Angesichts der jüngsten politischen Spannungen zwischen ihren Ländern haben sich US-Präsident George W. Bush und der russische Präsident Wladimir Putin bei ihrem Treffen im Sommerhaus der Bushs um eine betont lockere Atmosphäre bemüht. "Korrekt und mit Humor"_seien die Gespräche verlaufen, berichtete der russische Außenminister Sergej Lawrow. Sie seien von Bush mit einer Gastfreundschaft und Herzlichkeit empfangen worden, mit der sie gar nicht gerechnet hätten, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow.

Heikle Themen wie der Kosovo und der geplante US-Raketenschild standen erst am Montag auf der Tagesordnung. Hoffnungen auf einen diplomatischen Durchbruch hatten beide Seiten zuvor gedämpft. "Die Schlussfolgerung war, dass kein Land das Recht hat, die internationalen Beziehungen in Zeiten von Vorwahlkämpfen als Geisel zu nehmen", sagte Lawrow. "Beide Präsidenten achten darauf, Kontinuität zu sichern und glauben, dass sie die Macht haben, zur Entwicklung solcher Beziehungen beizutragen." Die Amtszeiten von Bush und Putin enden 2008. Zumindest der US-Präsident sieht sich dabei in außenpolitischen Fragen einer starken Opposition durch die Demokraten im Kongress gegenüber.

Streit um Raketen

Dies gilt auch für die Frage eines Raketenschilds, gegen den die Russen Einspruch erheben. Bush hätte in einem von Demokraten dominierten Kongress vermutlich Schwierigkeiten, das System durchzubringen. Einige Kongressabgeordnete äußerten bereits Zweifel, dass das Raketenabwehrsystem wirksam sein könnte und unternahmen erste Versuche, dem Pentagon einfach die Mittel zum Bau des Schilds zu versagen. In Kennebunkport versuchte Bush seinen Gast zu überzeugen, dass dieses System keinerlei Bedrohung für Russland darstellt. Und obwohl Polen und die Tschechische Republik das System offiziell befürworten, steigt auch der Widerstand der Bevölkerung in diesen beiden Staaten.

Putin ist der erste ausländische Staatschef, den Bush in der Sommerresidenz seiner Eltern empfangen hat – inklusive einer Rundfahrt mit hauseigenem Schnellboot. Putin hat angeblich das Treffen vorgeschlagen, Bush den Ort der Begegnung ausgesucht. Wie zu erwarten, fanden sich nicht nur amerikanische und russische Würdenträger in dem kleinen Urlaubsort ein, sondern auch unzählige Touristen – und die unvermeidlichen Protestierer.

Es gab eine Kundgebung im Zentrum des Ortes, dann marschierten die Protestierer – es sollen an die 1500 gewesen sein – zum gut geschützten, direkt am Ozean gelegenen Bush-Anwesen. Rufe nach dem Ende des Irakkrieges wurden laut, aber auch Putin kam nicht ungeschoren davon. Er wurde wegen Tschetschenien kritisiert. (AFP, sdr/DER STANDARD, Printausgabe, 3.7.2007)