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Der Premier des australischen Bundesstaates Queensland Peter Beattie, seine Stellvertreterin Anna Bligh and und der Polizeichef der region Bob Atkinson vor der Pressekonferenz, bei der die Verhaftung des achten Verdächtigen im Zusammenhang mit den Anschlägen in großbritannien bekannt gegeben wurde.

Bradley Kanaris/Getty Images
Die britische Polizei nahm am Dienstag zwei weitere Terrorverdächtige fest. Nach dem Brandanschlag von Glasgow und den in London vereitelten Attentaten verhört die Polizei in Großbritannien und Australien acht Personen, unter denen vier Ärzte sind.

Während Scotland Yard nach weiteren Mitgliedern der britischen Terrorzelle fahndet, durchkämmen Angestellte des Nationalen Gesundheitssystems (NHS) ihre Computer nach verdächtigem Personal. Denn nach Angaben der Polizei sowie britischer Medien waren alle bisher Verhafteten in NHS-Krankenhäusern tätig. Im australischen Brisbane nahm die Polizei auf Bitte der Londoner Kollegen einen indischen Arzt fest, der bis vergangenen Herbst in Liverpool gearbeitet hatte.

Beinahe die Hälfte der derzeit in Großbritannien registrierten 277.000 Ärzte, nämlich 128.000, haben im Ausland studiert. Fast 2000 kommen aus dem Irak, knapp 200 aus Jordanien – jenen Staaten, wo zwei der mutmaßlichen Autobomber ihre Ausbildung gemacht hatten. Mohammed Asha (26) hatte in Jordanien eine Eliteschule besucht. Nach dem Medizinstudium wurde er an der Uni Birmingham zum Neurochirurgen ausgebildet. Mit seiner Frau und seinem knapp zweijährigen Sohn war der Jordanier am Samstagabend auf der Autobahn bei Manchester festgenommen worden.

Offenbar war die Nummer seines Mobiltelefons in einem der Handys gespeichert, die von Kriminalisten in den Autos sichergestellt worden waren. In London hatten die Attentäter in der Nacht zum Freitag zwei Wagen beladen mit Benzin und Propangas-Flaschen abgestellt. Die Zündung der Sprengsätze schlug aber fehl.

Am Glasgower Flughafen fuhren am Samstag zwei Männer ihren brennenden Jeep ins Abfertigungsgebäude; Polizei und Passanten konnten das Feuer aber löschen. Einer der Täter liegt noch schwer verletzt im Krankenhaus. Innenministerin Jacqui Smith bezifferte die Zahl der Hausdurchsuchungen auf bisher 19.

Professor Anthony Glees vom Zentrum für Geheimdienst-Studien an der Brunel-Universität macht sich schon seit Längerem Sorgen, "dass wir nicht mehr wissen, wer unsere Universitäten besucht". Nach der Analyse von 12 als Terroristen verurteilten Studenten und mehr als 20 Universitäten schlug er bereits 2005 Alarm: An vielen britischen Unis herrsche ein "Klima des Extremismus". Zwar betreffe es nicht viele Studenten, aber: "Für Terror-Anschläge bedarf es nicht vieler Leute."

Die Regierung nahm sich Glees' Ergebnisse zu Herzen und bat die Universitäten, verdächtige Personen zu melden. Die zuständige Gewerkschaft Ucu protestierte dagegen: Man werde nicht die Studentenschaft ausspionieren. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 4.7.2007)