LCD Soundsystem: "All My Friends EP"
Der New Yorker Bastard-Dancefloor-Pop-Kaiser James Murphy lässt diesen formal flotten, an John Cales Stakkato-Piano-Attacken sowie atmosphärisch an die verbindlicheren Joy Division der Spätphase angelehnten Track seines herausragenden aktuellen Albums "Sound Of Silver" nicht etwa einfallslos von irgend einem DJ Makulatur oder Kommando Restpostenmassendefekt remixen. Murphy bat besagten John Cale selbst, sowie die schottischen Alternative-Lieblinge Franz Ferdinand, das Stück zur Gänze neu einzuspielen. Weltmeisteridee, meisterliche Umsetzung! Als Bonus gibt es von Murphy den alten Joy-Division-Titel ,,No Love Lost''. Womit die Einflüsse der heutigen Pop-Avantgarde endlich einmal offen gelegt wären. (DFA/EMI)

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LCD Soundsystem

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Neurosis: "Given To The Rising"
Seit mehr als 20 Jahren im Geschäft üben sich die großen alten US-Erfinder des im symphonischen Breitwandformat gedeuteten "Tribal Metal" oder "Pagan Punk" noch immer in der Verbreitung selbst für das Hardcore-Genre in dieser Intensität selten gehörter schlechter Laune und galliger Hassgesänge. Mit der Reife kam allerdings die Einsicht, dass man dafür nicht Geschwindigkeits- und Härterekorde aufstellen muss, sondern das Ganze auch auf mittlerer Flamme zum Überkochen bringen kann. (Neurot/Trost)

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neurotrecordings

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Tied & Tickled Trio: "Aelita"
Das deutsche Instrumental-Kollektiv aus dem bayerischen The Notwist/Weilheim-Umfeld verfolgt zwar den alten Gedanken, die Kompositionen aus gemeinsamen Improvisationen an der Schnittstelle von "Jazz" und Elektronik zu entwickeln weiter. Allerdings haben sich die Musiker zunehmend der technoid und minimal gedeuteten Dubmusik und ihrer Grundmuster zugewandt, wie sie etwa vom Berliner Stefan Betke alias Pole oder auf dem Label Basic Channel vertreten wird. Ungleich zu Herzen gehender allerdings jetzt diese wunderbare Platte, die die lässige Musikalität nie den Schaltkreisen zu opfern bereit ist. (Morr/Soul Seduction)

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Morrmusic

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Parts & Labor: "Mapmaker"
Mit Keyboards, Elektronik, Saxophon, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang entwirft das New Yorker Trio eine ungehörte Verbindung von monumentalem Noise Rock mit hymnischen Melodien. Es gelangt dabei oft in die Nähe der frühen Hüsker Dü. Großes Tennis. Mit Felsbrocken statt Bällen. (Jagjaguwar/Trost)

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Parts & Labor

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Bonde Do Role: "With Lasers"
Ein brasilianisches Elektro-Rock-Trio , das mit billigen Computerprogrammen, prolligen Metal-Gitarren, ethnischen Drum-Samples aus der Sambaschule und herrlich derben portugiesischen Raps fröhliche Party-Musik zwischen Favela-Booty-Beats und 80er-Jahre-Zicken-Wave feiert. (Domino/Edel)

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Domino Record

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Miss Platnum: "Chefa"
Die in Berlin lebende Rumänin führt den blassen Hochglanz-R'n'B von Destiny's Child mit deftigen balkanesischen Blasmusik-Samples und dreckigen Raggamuffin-Anleihen hin zu Komatrink-Festen im Bucovina Club. Ein Heidenspaß für den Borat in uns allen. Bevorzugt besungene Themen: herzhaftes Essen, Liebe machen, herzhaft Liebe machen, deutsche Luxus-Automarken - und Essen. In jeder Hinsicht: Musik gegen den Diätwahn. (Sony/BMG)

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Miss Platnum

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Louis Prima: "Capitol Collectors Series"
Der wildeste, 1978 verstorbene Mann der Swing-, Jump- und Jive-Musik der 50er- und 60er-Jahre, der heimliche König von Las Vegas und Soundtrack-Lieferant für alle italienischen US-Mobster, wenn sie einmal privat ausschweifen gehen wollen, hat noch jeden Sommer gerockt. G-E-R-O-C-K-T! Live im Studio ohne Overdubs und mit nur einem Mikrophon eingespielt, erlebt man hier eine Urgewalt beim Entfesseln zeitloser Hits wie "Just A Gigolo", "Angelina - Zooma Zooma" oder "Buona Sera". Essentieller Stoff! Seelenfutter! (Capitol/EMI)

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Louis Prima

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Goon Moon: "Licker's Last Leg"
Jeordie White alias Twiggy Ramirez ist als Bassspieler der Bands Marilyn Manson und Nine Inch Nails bekannt geworden. Gemeinsam mit Masters-Of-Reality-Gitarrist und -Sänger Chris Goss, der als Produzent und "Ideengeber" von Josh Homme und dessen Combos Kyuss und Queens Of The Stone Age fungiert und als weitgehend unbedankter Großmeister des US-Stoner-Rock gilt, ist dem Duo mit Gästen wie Josh Homme eine wunderbare Collage moderner Rockspielarten gelungen, die zwischen Stoner Rock, Psychedelik, Beatles in der Sgt.-Pepper-Phase und Industrial Rock kaum etwas auslässt, das nicht das Herz fortschrittlicher Rockisten erfreuen würde. Hervorzuheben ist eine Coverversion der BeeGees: "Every Christian Lion Hearted Man Will Show You". Majestätischer, orchestraler Rock mit einem Quäntchen erhabenen pathetischen Blödsinns. (Ipecac/Trost)

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Goon Moon

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Interpol: "Our Love To Admire"
Die New Yorker Sachwalter von Joy Division und Echo & The Bunnymen unter besonderer Berücksichtigung der Tindersticks liefern zwar auch auf ihrem dritten Album den unverändert blutunterlaufen und ausgezehrt klingenden Soundtrack für blasse junge Menschen mit Sonnen- und Frohsinnsallergie. Im Gegensatz zum etwas schwächelnden letzten Album "Antics" hat man sich songschreiberisch allerdings wieder erholt und liefert mit Liedern wie "The Heinrich Maneuver", "No 1 In Threesome" oder "Rest My Chemistry" unterkühlte Schwanengesänge für nächtliche Ausflugsfahrten durch sterbende Industrielandschaften. So gut schlecht ist es uns schon lange nicht mehr gegangen. (Capitol/EMI)

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Interpol NYC

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Dntel: "Dumb Luck"
Der auch von den fabelhaften The Postal Service bekannte, grundsätzlich elegisch veranlagte amerikanische Elektronik-Songwriter Jimmy Tamborello hat sich für sein neues Album Gäste wie Lali Puna, Conor Oberst(Bright Eyes), Jenny Lewis (Rilo Kiley) oder Grizzly Bear (Animal Collective) geladen und entzückt mit versponnenen und vertrackten Balladen aus der bayerischen Weilheim-Schule. Zum Weinen schön. (ElEl/Edel)

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moshimoshirecords

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