Die ORF-Quoten haben sich im Juni auf niedrigem Niveau stabilisiert. Wie der STANDARD bereits in der Wochenendausgabe berichtete, konnte der Öffentlich-Rechtliche gegenüber dem Vormonat in der Gunst der Zuseher leicht zulegen, und kletterte in den Kabel- und Satellit-Haushalten von 36,7 auf 36,9 Prozent Marktanteil (plus 0,2). Im Vergleich zum Juni 2006 musste der ORF allerdings einen Verlust von 6,3 Prozentpunkten einstecken, was aber nicht zuletzt auf die Fußballweltmeisterschaft zurückzuführen ist. Dieser Zusehermagnet bescherte dem Sender vor einem Jahr den stolzen Marktanteil von 43,2 Prozent.

Absturz für ORF 1

Dementsprechend deutlich fiel heuer das Minus in ORF 1 aus. Hier stürzten die Quoten von 21,0 auf 13,0 Prozent. Anders die Entwicklung von ORF 2, das im Vorjahr auf Kosten der Fußball-WM Zuschauer einbüßte und auf lediglich 22,2 Prozent KaSat-Marktanteil kam: Hier konnte der Sender im Juni zulegen und zwar um 1,7 Prozentpunkte auf 23,9 Prozent. Die durch das Fußball-Event verursachten Quotenrückgänge sind übrigens auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland und der Schweiz zu beobachten.

Gegenüber dem Mai, in dem der ORF einen historischen Quotentiefstand erreicht hatte, erholte sich ORF 2 messbar von 22,3 auf 23,9 Prozent. Die Geschäftsführung führt das auf die neue Programmierung im Vorabend zurück: Seit 11. Juni ist hier "Sommerzeit" statt "Julia" zu sehen und erzielt mit durchschnittlich 28 Prozent akzeptable Marktanteile. Davon würden wiederum die Nachfolgesendungen "Konkret", "Bundesland heute" sowie die "Zeit im Bild" profitieren.

73.000 Zuseher bei der letzten "MiA"-Folge

Die "Zeit im Bild" erreichte im Juni erstmals seit der Programmreform im April mit 56 bzw. 57 Prozent KaSat-Marktanteil an drei Abenden eine ähnlich hohe Quote wie zu Zeiten der Durchschaltung im Juni 2006. In der werberelevanten Zeitzone zwischen 18.00 und 20.15 Uhr kam ORF 2 immerhin wieder auf 39 Prozent - im Mai waren es noch tiefe 37 Prozent. Mit Juli könnte es dann auch auf ORF 1 etwas aufwärts gehen, immerhin ist man seit Freitag das Sorgenkind "Mitten im Achten" los. Selbst bei der letzten Folge der teuren Eigenproduktion waren am Freitag lediglich 73.000 Zuseher bei einem KaSat-Marktanteil von vier Prozent dabei.

Zufrieden ist man im ORF mit der Performance der "ZiB" 2, die sich seit April, also dem Monat der Programmreform, von 23 auf 25 Prozent KaSat-Anteil gesteigert hat. Im Juni des Vorjahrs erreichten die 22.00 Uhr-Nachrichten durchschnittlich 22 Prozent.

"Digitalisierung ist schuld"

Schuld an den schlechten Quoten - auch im dritten Monat der Programmreform bilanziert ORF-Chef Alexander Wrabet mit einem historischen Tief - sind laut ORF bekanntermaßen die fortschreitende Digitalisierung, die dem Sender Konkurrenz in ungekanntem Ausmaß einbringt, sowie die anspruchsvollen Programme, mit denen das öffentlich-rechtliche Profil gestärkt werden soll. So erreicht etwa "kreuz und quer" auf seinem früheren Sendeplatz mit zehn Prozent Marktanteil nur die Hälfte des Wertes, den man im Vorjahr mit "Am Schauplatz" zum gleichen Sendetermin einfuhr. Als Quotenkiller erwiesen sich neuerlich auch der "euro.film" und der Donnerstag-Hauptabend um 21.00 Uhr mit der österreichischen Comedy. Auch das Kulturprogramm "art.genossen" kommt nicht in die Gänge und erreichte im Juni lediglich neun Prozent KaSat-Marktanteil. (APA)